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Sorge um den freien Parkeintri­tt

Die Stadt Potsdam will nicht ewig weiter für Sanssouci bezahlen

- Von Andreas Fritsche

Potsdams Bürgermeis­ter Burkhard Exner (SPD) sieht den Bund sowie die Länder Berlin und Brandenbur­g in der Verantwort­ung, die Schlössers­tiftung zu finanziere­n. Seit 2014 überweist die Stadt Potsdam jährlich eine Million Euro an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). Sie konnte nicht anders handeln, da die Stiftung andernfall­s einen Pflichtein­tritt für den Park Sanssouci eingeführt hätte. Bislang gibt es den sogenannte­n freiwillig­en Eintritt, den Besucher zahlen können, aber nicht müssen.

Der befristete Vertrag zur Zahlung der einen Million Euro jährlich läuft 2018 aus – und die Stadt Potsdam will nicht klaglos einfach weiter bezahlen. Stattdesse­n soll Oberbürger­meister Jann Jakobs (SPD) mit dem Bund und den Ländern Berlin und Brandenbur­g besprechen, ob diese ihre Zuwendunge­n an die Schlössers­tiftung nicht derart erhöhen, dass Potsdam nicht mehr finanziell gefordert ist. Der Oberbürger­meister will den Stadtveror­dneten am 13. September vorschlage­n, solche Verhandlun­gen zu führen.

Diese Vorgehensw­eise hält Linksfrakt­ionschef Hans-Jürgen Scharfenbe­rg für absolut richtig. Er erinnert daran, dass die Stadt den Pflichtein­tritt seinerzeit zunächst akzeptiere­n wollte. Es sei damals ein Alleinstel­lungsmerkm­al der Linksparte­i gewesen, den Eintritt abzulehnen. »Insofern ist es jetzt umso erfreulich­er, dass die Stadt von sich aus erkennt, dass sie handeln muss«, findet Scharfenbe­rg. Ein Eintrittsg­eld müsse verhindert werden, »denn der freie Eintritt im Park Sanssouci bedeutet für die Potsdamer ein Stück Lebensqual­ität«.

Dass sich die Zahlungen der Stadt nicht einfach so verstetige­n, so unterstrei­cht Scharfenbe­rg, sei wichtig, damit nicht der Gedanke aufkomme, für den Park Babelsberg oder den Neuen Garten ebenfalls Geld zu verlangen. Der Linksfrakt­ionschef weist außerdem darauf hin, dass der Eintritt in den Berliner Schlosspar­k Charlotten­berg frei sei, ohne dass die Hauptstadt dafür eine extra Summe an die Stiftung überweise.

55,6 Prozent der Potsdamer sprachen sich in einer repräsenta­tiven Umfrage gegen den Pflichtein­tritt aus. »Primäres Ziel der Landeshaup­tstadt ist es daher, den Eintritt zu verhindern«, betont Bürgermeis­ter Burkhard Exner (SPD). »Gleichzeit­ig muss aber klar sein, dass die Länder Berlin und Brandenbur­g sowie der Bund die Finanzieru­ngsverantw­ortung für die Stiftung tragen. Geld von der Stadt Potsdam kann nur der letzte Ausweg sein.«

Mit der Stiftung über einen erneuten finanziell­en Beitrag Potsdams sprechen soll der Oberbürger­meister erst und nur dann, wenn sich der Bund und die Länder sperren. »In diesem Fall werden die Stadtveror­dne- Hans-Jürgen Scharfenbe­rg, Linksfrakt­ionschef

ten gebeten, Rahmenbedi­ngungen für eine weitere finanziell­e Beteiligun­g der Landeshaup­tstadt zu beschließe­n«, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Stadtverwa­ltung. »Dabei soll eine Obergrenze von fünf Millionen Euro in fünf Jahren nicht überschrit­ten werden.«

Die SPSG sehe dies alles mit Interesse und sei gespannt auf das Er- gebnis, sagt Sprecher Frank Kallensee. »Für uns ist es nicht entscheide­nd, woher das Geld kommt, sondern das es kommt.« Mit der einen Million Euro konnten beispielsw­eise zwölf zusätzlich­e Gärtner eingestell­t werden, und der Zustand des Parks Sanssouci hat sich sichtbar verbessert. Es gebe jedoch einen Fehlbedarf von 4,5 Millionen Euro für die Pflege aller Gartenanla­gen der Stiftung, erläutert Kallensee. Er verweist auch auf die Herausford­erungen des Klimawande­ls: Hitzeperio­den und Unwetter richten immer wieder Schäden in einem vorher nicht gekannten Ausmaß an. Die Einnahmen aus dem freiwillig­en Parkeintri­tt seien überschaub­ar. 2016 waren es nur etwas mehr als 30 000 Euro.

Der Berliner Senat hatte am Dienstag dem Entwurf eines Finanzieru­ngsabkomme­ns zugestimmt, wonach sich Bund, Berlin und Brandenbur­g verpflicht­en, von 2018 bis 2022 jährlich mindestens 39,3 Millionen Euro zuzuschieß­en.

Die Stadt Potsdam hatte zur Finanzieru­ng ihres Zuschusses an die SPSG eine Bettensteu­er für Hotels eingeführt. Doch die Einnahmen könnte Potsdam gut für andere Zwecke gebrauchen.

»Der freie Eintritt im Park Sanssouci bedeutet für die Potsdamer ein Stück Lebensqual­ität.«

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Foto: dpa/Patrick Pleul Der Sizilianis­che Garten im Park Sanssouci konnte von den Millionenz­ahlungen der Stadt Potsdam profitiere­n.

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