nd.DerTag

Reif für die Lese

Hobby-Winzer Roland Rupp setzt an der Weinstraße Mansfelder Seen auf Bio-Qualität

- Von Filip Lachmann

Die ersten Sorten sind ausgereift, die Weinlese in Sachsen-Anhalt kann beginnen. Für den Hallenser Roland Rapp ist der Weinanbau eine Leidenscha­ft. Auf den ersten Blick scheinen die Trauben auf Roland Rapps Weinberg bereits reif für die Lese zu sein. »Das ist der Regent, eine sehr frühe Sorte. Zwar geht die Färbung schon in die richtige Richtung, entscheide­nd ist jedoch der Zucker- und Säuregehal­t der Trauben«, klärt der Hobby-Winzer auf.

Entlang der Weinstraße Mansfelder Seen bewirtscha­ftet der Hallenser mehrere Hänge mit unterschie­dlichen Weinrebens­orten. So gedeihen an seinen Hanglagen in Langenboge­n, Höhnstedt und Seeburg rote wie weiße Keltertrau­ben, darunter Weiß- und Spätburgun­der, Riesling, Bacchus und Gewürztram­iner. Im Moment wartet das Ernteteam nur noch auf das Startsigna­l. Seine fleißigen Lesehelfer rekrutiert der 51-Jährige aus der Familie sowie dem Freundes- und Bekanntenk­reis.

»Der Nebenerwer­b erhält für mich den Reiz, aber auch den Spaß an der ganzen Arbeit. Daher wird es auch künftig in erster Linie mein Ausgleich zum Hauptberuf bleiben.«

Roland Rapp, Hobby-Winzer Los geht es mit der Sorte Regent. »Erfahrungs­gemäß sollte sie Ende August bereit für die Lese sein. Danach folgen ab Mitte September Stück für Stück die anderen Sorten«, so der Weinliebha­ber.

Als erster Winzer der Weinstraße setzt Rapp voll und ganz auf BioQualitä­t. So sind sowohl sein Anbau als auch der Keltereibe­trieb offiziell zertifizie­rt. »Als ich mich 2005 für den Weinanbau entschied, stellte sich für mich die Frage konvention­ell oder Bio eigentlich nicht. Schon vor Jahren hatte ich mir vorgenomme­n, dass ich mich auf Bio spezialisi­ere, falls ich zu meinen Wurzeln zurückkehr­en sollte«, sagt er. Der gebürtige Oberschwab­e stammt aus einer Familie mit eigenem, konvention­ellen Landwirtsc­haftsbetri­eb. So lag es nahe, dass Rapp seinen berufliche­n Werdegang zunächst mit einer Ausbildung zum Landwirt startete. Später ließ er jedoch eine kaufmännis­che Ausbildung sowie ein BWL-Studium folgen und kehrte der Landwirtsc­haft lange Zeit den Rü- cken zu. Seinen Haupterwer­b bestreitet der Hobby-Winzer heute in der Objektverw­altung eines Hallenser Immobilien­unternehme­ns.

Vor zwölf Jahren erfuhr er im Zuge seiner Arbeit von einem Grundstück entlang der Weinstraße, das zur Zwangsvoll­streckung ausgeschri­eben war: »Es juckte mich damals sofort in den Finger, dort meinen Traum vom eigenen Weinberg zu verwirklic­hen.« Nachdem er den Zuschlag für das Gelände erhielt, war es zunächst ein Kraftakt, das Areal in eine Nutzfläche umzuwandel­n: »Es gab einzelne Weinreben, doch im Großen und Ganzen war es eine verwildert­e Fläche die zunächst komplett gerodet werden musste. Auch der Boden des Hangs musste für den Weinanbau an vielen Stellen nivelliert werden.«

Auch wenn die Weinstraße der Mannsfelde­r Seen etwas im Schatten der namhaften Anbaugebie­te entlang von Saale und Unstrut steht, ist Rapp mit dem Gästezuspr­uch zufrieden. »In der Hauptsaiso­n finde ich aufgrund des großen Andrangs nur selten Zeit für tiefergehe­nde Gespräche mit den Besuchern«, berichtet er. Zurzeit bewirtet Rapp seine Gäste auf einer kleinen Straußwirt­schaft auf seinem Weinberg in Höhnstedt. In naher Zukunft möchte der Bio-Winzer zudem seine Kellerei zu einer kleinen Gastwirtsc­haft ausbauen. Diese befindet sich in einem massiven, mehr als 100 Jahre alten Stallgebäu­de in Langenboge­n.

Neben dem alkoholisc­hen Traubentra­nk setzt Rapp zunehmend auf Tafeltraub­en. Am Ortseingan­g von Lagenbogen befindet sich ein zwei Hektar großes Areal, auf dem die Speisetrau­ben aufgerebt sind. Das noch junge Feld in der Ebene ist Rapps größte zusammenhä­ngende Anbaufläch­e. Vermarktet werden die Tafeltraub­en aber auch ein Teil des Weins in ausgewählt­en Bio-Läden der Region und dem Hallenser BioAbendma­rkt.

Trotz des regen Kundenzusp­ruchs kommt für den Immobilien­verwalter ein Umstieg zum Vollzeitwi­nzer vorerst nicht infrage: »Der Nebenerwer­b erhält für mich den Reiz, aber auch den Spaß an der ganzen Arbeit. Daher wird es auch künftig in erster Linie mein Ausgleich zum Hauptberuf bleiben.«

 ?? Fotos: Filip Lachmann ?? Der Winzer Roland Rapp zeigt seine noch nicht ganz reifen Reben.
Fotos: Filip Lachmann Der Winzer Roland Rapp zeigt seine noch nicht ganz reifen Reben.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany