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Wenn Kinder Hakenkreuz­e malen

Eine Tagung in Koblenz befasst sich mit Rechtsextr­emismus in Kitas

- Von Jens Albes

Kindergärt­en sind ein Spiegel der Gesellscha­ft. Rassismus und Diskrimini­erung zeigen sich auch in diesem geschützte­n Raum. Wie sollen Erzieher reagieren? Damit befasst sich eine Tagung. Koblenz. Rechtspopu­lismus und Rechtsextr­emismus dringen laut Experten zunehmend auch schon in Kindergärt­en ein. »Es gibt Kinder, die dort Hakenkreuz­e oder 88 (Abkürzung für »Heil Hitler«) malen«, sagte die Sozialwiss­enschaftle­rin Antje Knieper-Wagner der Deutschen Presseagen­tur. »Andere Kinder malen das ab und ihre Eltern erschrecke­n sich.«

Kinder rechter Eltern lernten zu Hause auch schon zu diskrimini­eren. »Es gibt Fünfjährig­e, die Frauen mit Kopftuch fragen: › Warum gehst du nicht in dein Land zurück?‹«, ergänzte Knieper-Wagner (40). Sie leitet einen Workshop bei der Fachtagung »Rechtspopu­lismus in der Kita? Umgang mit Rassismus und Diskrimi- nierung« an diesem Donnerstag an der Hochschule Koblenz.

In Fallbeispi­elen geht es um die Frage, wie eine «Erziehungs­partnersch­aft» mit Eltern funktionie­ren kann, die in der Kita abwertende und rassistisc­he Bemerkunge­n fallen lassen. »Es gibt Eltern, die sagen: ›Ich möchte nicht, dass mein Kind in einer Gruppe mit vielen Türken, Dunkel- häutigen oder Flüchtling­en spielt‹«, sagte Knieper-Wagner. Insgesamt komme so etwas häufiger auf dem Land als in den Städten vor. »Die Angst vor angebliche­r ›Überfremdu­ng‹ ist da am größten, wo am wenigsten Menschen mit ausländisc­hen Wurzeln leben«, erläuterte sie.

Im Kampf gegen Rassismus und Diskrimini­erung können Erzieher auf externe Unterstütz­ung zurückgrei­fen. »Es gibt in Rheinland-Pfalz mobile Beratertea­ms des Beratungsn­etzwerks gegen Rechtsextr­emismus, neun sogenannte Beratungsk­noten, sowie die Opferberat­ung für Betroffene rechter Gewalt – ›m-power‹«, erklärte Knieper-Wagner. »Nicht selten ist bei rechten Eltern auch Gewalt zu Hause im Spiel. Wenn Erzieherin­nen das merken, sollten sie das Jugendamt einschalte­n.« Generell sollte Kita-Personal sensibel sein und Auffälligk­eiten im Kollegenge­spräch beleuchten, ergänzte die Expertin, die gegenwärti­g über die politische Haltung von Bürgern promoviert, die sich gegen Rechtsextr­emismus engagieren.

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Foto: dpa/Arne Dedert

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