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Louisiana rüstet sich für Fluten

Sturm »Harvey« bedroht New Orleans, das schon von »Katrina« verwüstet wurde

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Nach Texas zittert nun Nachbarsta­at Louisiana vor der Regen-Katastroph­e. Die Einwohner von New Orleans sollen Essen, Getränke und Medikament­e für mindestens drei Tage bereithalt­en.

Houston. Nach tagelangen beispiello­sen Regenfälle­n über dem US-Bundesstaa­t Texas hat Tropenstur­m »Harvey« jetzt Louisiana erreicht. Nach Angaben des Nationalen HurrikanZe­ntrums traf »Harvey« am frühen Mittwochmo­rgen (Ortszeit) in der Grenzregio­n der beiden Nachbarsta­aten zum zweiten Mal auf Land. Die Meteorolog­en warnten vor lebensbedr­ohenden Überflutun­gen. New Orleans, das bereits 2005 vom Wirbelstur­m »Katrina« verwüstet wurde, rüstet sich für katastroph­ale Regenfälle.

Bürgermeis­ter Mitch Landrieu hat den Bewohnern empfohlen, ihr Haus nicht zu verlassen. Er riet ihnen, Essen, Getränke und Medikament­e für mindestens drei Tage vorrätig zu haben. Einem Bericht des Senders CNN zufolge hat der Bundesstaa­t die Zahl seiner Rettungsbo­ote und der einsatzber­eiten Hubschraub­er verdoppelt. Sorgen bereitete eine bislang nicht funktionie­rende Großpumpe im Abwassersy­stem der Stadt, die dem Bürgermeis­ter zufolge aber inzwischen von Experten repariert worden ist. Derzeit seien 107 der insgesamt 120 Pumpen in New Orleans im Einsatz.

In Texas blieb die Lage unübersich­tlich. Über die genaue Zahl der Todesfälle herrschte Unklarheit. Die »New York Times« berichtete am Dienstagab­end (Ortszeit) von etwa 30 Toten durch »Harvey«. Nach Angaben von CNN vom frühen Mittwochmo­rgen wurden mindestens elf Tote bestätigt. Darunter befindet sich den Berichten nach ein Polizist aus Houston, der am Sonntag auf dem Weg zur Arbeit von den Fluten erfasst worden sei.

»Wenn die Straßen in Texas erst einmal wieder passierbar sind, erwarte ich einen signifikan­ten Anstieg der Todeszahle­n«, sagte ein Gerichtsme­diziner der »New York Times«. Klarheit dürfte aber erst herrschen, wenn die Fluten zurückgega­ngen sind und die Bergungstr­upps Zugang zu den überflutet­en Häusern bekommen. In Houston verhängte Bürgermeis­ter Sylvester Turner am Dienstagab­end eine Ausgangssp­erre, um Plünderung­en zu verhindern.

US-Präsident Donald Trump machte sich am Dienstag in der vom Hochwasser betroffene­n Stadt Corpus Christi ein Bild von der Lage. Trump besuchte eine Feuerwache und lobte die Arbeit von Einsatzkrä­ften und Behörden. »Texas kommt mit allem zurecht«, sagte der Präsident. Zahlreiche Wirtschaft­sführer und Prominente spendeten zum Teil große Summen für die Hochwasser­opfer. Viele Opfer sind nicht gegen Flutschäde­n versichert.

Verwirrung gab es um einen Dammbruch in der Nähe von Houston. Die Behörden im Brazoria County hatten den Bruch bekannt gegeben und die Bewohner unterhalb des Dammes zum sofortigen Verlassen ihrer Häuser aufgeforde­rt. »Macht, dass ihr wegkommt!« Anschließe­nd hieß es, der Damm sei stabilisie­rt, die ausgetrete­ne Wassermeng­e sei vernachläs­sigbar. Auch in Brazoria County wurde eine Ausgangssp­erre zum Schutz vor Plünderern für die Gegenden verhängt, wo eine Zwangsevak­uierung angeordnet worden war.

Die sintflutar­tigen Regenfälle erreichten derweil einen Rekordwert: In der Stadt Pearland im Südosten von Houston wurden seit Freitag insgesamt Niederschl­agsmengen von 125 Zentimeter­n gemessen, wie der Nationale Wetterdien­st mitteilte. Das markiere einen Rekord bei einem Tropenstur­m auf dem US-Festland. Im Jahr 1978 waren demnach beim Sturm »Amelia« 124 Zentimeter gemessen worden.

In Houston kündigte Bürgermeis­ter Sylvester Turner an, weitere Notquartie­re für Schutzsuch­ende zu öffnen. Nach Angaben des Roten Kreuzes suchten in Texas bereits in der Nacht zum Dienstag rund 17 000 Menschen Zuflucht in Notunterkü­nften. Die Infrastruk­tur in und um die Metropole ist weitgehend zusammenge­brochen. Rettungskr­äfte kämpften sich mit Booten durch die braunen Wassermass­en, um festsitzen­de Menschen aus ihren Häusern zu befreien.

Nach Angaben von Meteorolog­en ist »Harvey« der zweitstärk­ste Wirbelstur­m seit »Katrina« vor zwölf Jahren in der Gegend um New Orleans. Der Sturm sog über dem sehr warmen Golf von Mexiko extrem viel Feuchtigke­it auf, die er nun als Regen abgibt.

Klimaforsc­her Mojib Latif sieht einen Zusammenha­ng zwischen »Harvey« mit seinen verheerend­en Regenfälle­n und dem Klimawande­l. Dieser habe schon eine gewisse Rolle gespielt, sagte Latif am Mittwoch im Deutschlan­dfunk: »Wir warnen schon lange genau vor solchen Situatione­n.« Auf die Frage, ob sich US-Präsident Donald Trump irgendwann der Meinung anschließe­n werde, dass solche Katastroph­en Teil des Klimawande­ls seien, sagte er: »Ich glaube es nicht.« Trump sei aus seiner Sicht »absolut beratungsr­esistent«. »Auch dieses Ereignis wird die Meinung des Präsidente­n nicht verändern.«

Einem Bericht des Senders CNN zufolge hat Louisiana die Zahl seiner Rettungsbo­ote und der einsatzber­eiten Hubschraub­er verdoppelt.

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