nd.DerTag

Apokalypse BER

Flughafeng­esellschaf­t vereinbart neuen Terminplan / Eröffnung bleibt weiter unklar

- Von Martin Kröger

Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup hat die intensiven Gespräche mit den wichtigste­n Baufirmen am BER abgeschlos­sen. Was das angepeilte Bauende für die Eröffnung bedeutet, sagte er nicht. Die »Inbetriebn­ahmephase« des BER, von der Engelbert Lütke Daldrup vor kurzem im Interview mit dem »neuen deutschlan­d« sprach, wird sich noch weiter hinziehen. Der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Flughafeng­esellschaf­t Berlin Brandenbur­g (FBB) stellte am Donnerstag einen neuen Terminplan zur verbindlic­hen Baufertigs­tellung vor. Dem vorausgega­ngen waren in den vergangene­n Monaten intensive Gespräche der Flughafeng­eschäftsfü­hrung mit den wichtigen Firmen, die am BER tätig sind. Dazu zählte die Flughafeng­esellschaf­t früher beispielsw­eise Siemens, Bosch, T-System und den Gebäudeaus­rüster Caverion. Im Fokus dieser Gespräche dürfte unter anderem die Fertigstel- lung und Inbetriebn­ahme der komplexen Entrauchun­gsanlage sowie die Fertigstel­lung der Sprinklera­nlage gestanden haben. Beide Anlagen funktionie­rten bislang nicht wie geplant, und ihre endgültige bauliche Fertigstel­lung steht weiterhin aus.

Nach Angaben der Flughafeng­esellschaf­t sieht der neue Terminplan nun eine Fertigstel­lung dieser Arbeiten und Leistungen bis Ende August 2018 vor. Was das für den Eröffnungs­termin des BER heißt, ist unterdesse­n unklar. Engelbert Lütke Daldrup erklärte am Donnerstag: »Die FBB wird in diesem Jahr den Eröffnungs­termin für den BER benennen. Voraussetz­ung dafür ist, dass die Eingangspa­rameter valide sind und dass alle im Projekt beteiligte­n Dienstleis­ter den Terminplan wie verabredet einhalten.«

Soll wohl heißen: Wenn die Firmen die nun eingegange­ne Verabredun­g nicht einhalten, kann es zu weiteren Verzögerun­gen kommen. Fakt ist: Selbst wenn die Bauarbeite­n und die anschließe­nden Sachverstä­ndigenprüf­ungen im Zeitplan abge- schlossen werden könnten, bedeutet das noch lange nicht, dass der Großflugha­fen umgehend eröffnet werden könnte. Vielmehr steht dann noch eine anschließe­nde baurechtli­che und betrieblic­he Dokumentat­ion aus. Und erst dann können im Übrigen die intensiven Tests der abschließe­nden sogenannte­n behördlich­en Wirk- und Prinzipprü­fung beginnen. Experten gehen davon aus, dass die nötigen Tests der technische­n Anlagen mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen dürften. So müssen unter anderem mehrere Tausende Komparsen den neuen Flughafen ausprobier­en.

Eine Eröffnung des BER kann also frühestens im Jahr 2019 erfolgen. Dass der Hauptstadt­flughafen erst im Herbst 2019 ans Netz gehen wird, war bereits in den vergangene­n Wochen heftig in verschiede­nen Medien spekuliert worden (»nd« berichtete). Die neuestens Angaben zur Baufertigs­tellung und die bereits angedeutet­e Einschränk­ung der Flughafeng­esellschaf­t, dass alle am beteiligte­n Firmen jetzt auch liefern müssen, lässt allerdings zugleich neue Zweifel auf- kommen, ob die Dauerbaust­elle tatsächlic­h bis Ende August des Jahres 2018 fertiggest­ellt werden kann.

So oder so zeichnet sich also eine weitere Verschiebu­ng der Eröffnung des Hauptstadt­flughafens ab: Es wäre die Sechste. Zuletzt hatten die Verantwort­lichen einen Start im kommenden Jahr avisiert. Ursprüngli­ch sollte der Flughafen 2007 eröffnen. Nach einer gescheiter­ten Privatisie­rung des Flughafens sollte es dann im Oktober 2011 soweit sein. Für den dritten Termin am 3. Juni 2012 waren sogar Eintrittsk­arten ausgegeben worden. Es folgten weitere Absagen.

Noch nicht endgültig absehbar ist, welche finanziell­en Konsequenz­en die sich jetzt abzeichnen­de Verschiebu­ng kosten wird. Flughafenk­ritiker wiesen am Donnerstag Kosten von bislang fast 5,4 Milliarden Euro für das Bauvorhabe­n aus.

Offizielle Zahlen zu Kosten wollte die Flughafeng­esellschaf­t zuletzt nicht nennen. Es hieß seitens der FBB-Geschäftsf­ührung lediglich, man werde mit dem Budget »klarkommen«.

 ?? Foto: imago/David Heerde ?? Dunkle Wolken über dem BER: Die sechste Verschiebu­ng der Eröffnung des Großflugha­fens zeichnet sich ab.
Foto: imago/David Heerde Dunkle Wolken über dem BER: Die sechste Verschiebu­ng der Eröffnung des Großflugha­fens zeichnet sich ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany