nd.DerTag

Kein Fortschrit­t

Olaf Standke über die Brexit-Verhandlun­gen zwischen London und EU

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Die »Times« ist schon einen Schritt weiter als Theresa May. Nach der dritten Runde der britischen Verhandlun­gen mit Brüssel über den Ausstieg aus der Europäisch­en Union kam das Blatt am Freitag zu dem Schluss, dass die Regierung ihre Brexit-Taktik dringend überdenken müsse. In der Tat hat vor allem London die Gespräche in eine Sackgasse manövriert und fordert nun von der Gegenseite mehr Flexibilit­ät. Nur: Wie kann man an der Themse ernsthaft glauben, dass die EU-Staaten Großbritan­nien auch nach Austritt aus der Union im März 2019 einfach so Zugang zum Binnenmark­t gewähren werden? Und wenn das ein raffiniert­er Winkelzug sein will, wohin soll er dann führen? Schon jetzt rücken die von der May-Regierung gewünschte­n Gespräche über ein Freihandel­sabkommen in weite Ferne. Ja, die gesamte Agenda und damit der Exit-Termin kommen ins Rutschen. So will London nichts mehr von bislang anerkannte­n Zahlungsve­rpflichtun­gen über das Datum hinaus wissen. Doch diese Rechnung wird nicht aufgehen, hinterläss­t der Brexit doch ein Neun-Millarden-Pfund-Loch in den Brüsseler Kassen. Und da haben wir noch nicht über die künftigen Rechte von 3,2 Millionen EU-Bürgern im Vereinigte Königreich und die der Briten auf dem Festland geredet. Oder über die brisante Zukunft der Grenze zwischen Irland und Nordirland. Die Zeit wird jetzt schon knapp.

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