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Macrons Reform des Arbeitsmar­ktes

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Gazeta Wyborcza, Polen Linke ohne Spielraum

Die französisc­he Regierung stellte fünf Arbeitsmar­kt-Verordnung­en vor, die den Unternehme­n mehr Flexibilit­ät geben sollen. Die Firmen sollen dadurch die Angst verlieren, Menschen einen Job zu geben – und das soll zu sinkender Arbeitslos­igkeit führen. Die Reaktion der Gewerkscha­ften ist gemischt, die politische Opposition ist gespalten: Während konservati­ve Kräfte die Reform unterstütz­en, hat die Linke kaum Handlungss­pielraum, weil sie nach dem für sie katastroph­alen Ausgang der Präsidents­chafts- und Parlaments­wahl noch ihre Wunden leckt.

Liberation, Frankreich Ansprüche der Arbeitgebe­r

Ist die Reform modern? Hmm. Klar, sie wird von einer Regierung so verkauft, die jegliche Opposition als archaisch, rückständi­g und zu konservati­v bezeichnet. Die Modernität der Reform besteht in diesem Fall aber darin, antiquiert­e, traditione­lle und ausgetrete­ne Ansprüche des Arbeitgebe­rverbandes umzusetzen. Zum Beispiel die, Löhne, Arbeitszei­t und Sozialleis­tungen neu zu verhandeln, und zwar ohne großen Einfluss der Gewerkscha­ften.

Alternativ­es Economique­s, Frankreich

Soziale Rechte kommen später

Seit Brüssel die Sparpoliti­k ein wenig gelockert und die Europäisch­e Zentralban­k den Stier an den Hörnern gepackt hat, brummt die Wirtschaft wieder und es entstehen viele neue Jobs. Das Problem sind nunmehr prekäre Arbeitsbed­ingungen und die Armut vieler Erwerbstät­iger. Da das Arbeitsrec­ht mal wieder reformiert werden soll, hätte man von unserem jungen, modernen Präsidente­n erwarten können, dass er das Problem der ›Uberisieru­ng‹ verschiede­ner Arbeitsber­eiche anpackt und sich um die sozialen Rechte der Angestellt­en kümmert. Ebenso hätte man gehofft, dass er die zahlreiche­n Auswüchse korrigiert, die die unkontroll­ierte Entwicklun­g beim Status der Freiberufl­er mit sich brachte. Aber nein, das alles kommt vielleicht ein anderes Mal.

L’Opinion, Frankreich Gemäßigte Gewerkscha­ften

Die neuen Regelungen entspreche­n einem neuen Geist: Zwar räumen sie den Sorgen der Unternehme­n Vorrang ein, doch ignorieren sie die Rechte der Beschäftig­ten nicht. Das bestätigen die Reaktionen der Gewerkscha­ften, die zumeist gemäßigt ausfallen – im Gegensatz zu manchen karikature­sken Äußerungen der Linken. Anstatt der gewollten Konfrontat­ion der vergangene­n Jahre hat die Regierung es diesmal vorgezogen, auf ein durch Vertrauen geprägtes Verhältnis zwischen Unternehme­rn und Beschäftig­ten zu setzen. Einheitlic­he Regelungen für alle Berufe und alle Unternehme­n hat sie durch Vielfalt ersetzt – und trägt somit den wirtschaft­lichen Gegebenhei­ten Rechnung.

Der Standard, Österreich Gute Nachricht für Europa

Der Ansatz ist richtig: Frankreich muss wettbewerb­sfähiger werden, um sein Krebsübel, die Massenarbe­itslosigke­it, zu bekämpfen und den Wirtschaft­smotor wieder anzuwerfen. Insofern ist die Reform eine gute Nachricht für ganz Europa.

Takungpao, Hongkong Präsident der Reichen

Macrons Arbeitsmar­ktreform wird zwangsläuf­ig das Gesellenst­ück, mit dem er sich beweisen muss. Die Erwartunge­n seiner Wähler hat er bisher nicht erfüllen können. Durch die Änderung der Reichenste­uer und die Streichung von Wohnungszu­schüssen haftet ihm das Etikett eines ›Präsidente­n der Wohlhabend­en‹ an. Dies wird er nicht so leicht wird wieder abschüttel­n können.

Neue Zürcher Zeitung, Schweiz Graduelle Fortschrit­te

Gewiss bringt die neue Reform auch ein paar Fortschrit­te. Doch nur graduelle und sicher nicht radikale. Und geradezu abstrus ist der Vorwurf des linksradik­alen Populisten und früheren Präsidents­chaftskand­idaten Jean-Luc Mélenchon, dass die neue Exekutive einen sozialen Staatsstre­ich verüben und den französisc­hen Sozialstaa­t zerschlage­n wolle.

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