nd.DerTag

Dialektisc­h denken

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Das Internet, dialektisc­h geschulte Zeitgenoss­en wissen das, ist Fluch und Segen zugleich. Mit Hilfe des Internet lässt sich die Wahrheit verfälsche­n, beliebig manipulier­en. Mit Hilfe des Internet lassen sich just jene Fälschunge­n und Manipulati­onen aber auch schnell aufklären. So geschehen in dieser Woche. Am Dienstag sorgte in den sozialen Netzwerken ein Bild für helle Aufregung. Zu sehen waren darauf zwei Plakate. Das erste zeigte Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit der Aufschrift: »Für ein Deutschlan­d, in dem wir gut und gerne leben«. Darunter ein in Graustufen gehaltenes Motiv mit dem Slogan »Für ein Land, in dem wir gut und gerne leben«. Damit soll die SED für ihren 11. Parteitag 1981 geworben haben. In Tweets verbreitet­e sich rasch die Meldung, die CDU habe von der SED geklaut. Das war auch glaubwürdi­g, schließlic­h ist sowohl der Spruch von 2017 als auch die (vermeintli­che) Aussage von 1981 in höchstem Maße politisch fundamenta­l. Und beide Parteien – CDU wie SED – sind und waren den fundamenta­len politische­n Wahrheiten verpflicht­et.

Das Gerücht war kaum im Netz, da wurde es auch schon widerlegt. Das Originalpl­akat zum 11. Parteitag der SED findet sich auf dem Webportal flickr.com. Dort hat es ein Nutzer hochgelade­n. Zu lesen ist im Original: »Alle Kraft zur Stärkung unseres sozialisti­schen Vaterlande­s, der Deutschen Demokratis­chen Republik«.

Es könnte jetzt natürlich sein, dass dieses Bild manipulier­t ist und das vermeintli­ch gefälschte Plakat das echte Motiv darstellt. So ist das halt, wenn man sich in die Tiefen des dialektisc­hen Denkens begibt, man wird schwindeli­g von soviel Widersprüc­hen und Wendungen.

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Foto: imago/Agentur 54 Grad

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