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Gefährlich­e Geschenke

Schleswig-Holstein will Wohncontai­ner loswerden

- Von Dieter Hanisch

Das Land Schleswig-Holstein gibt gratis Container für gemeinnütz­ige Aufgaben ab, die nach rückläufig­en Flüchtling­szahlen nicht mehr für entspreche­nde Unterbring­ungszwecke benötigt werden. Was zunächst verlockend geklungen hat, beschert nun aber Verdruss.

Das Land stellt seit einem halben Jahr die in der Regel sechs mal zweieinhal­b Meter großen Container kostenlos zur Verfügung, will jetzt kein Geld haben, wofür insbesonde­re 2015 noch teuer bezahlt wurde. Seitens des Finanzmini­steriums hieß es zum Start der

Aus der ganzen Welt hatte SchleswigH­olstein während des hohen Flüchtling­szuzugs Container zusammenge­kauft.

Verteilakt­ion, für die Interessen­ten entstünden keine Anschaffun­gskosten. Sie müssten hingegen selbst für die Abholung sorgen, die Aufstellun­g und Einrichtun­g (z.B. Strom- und Wasseransc­hlüsse herstellen) betreiben und die Folgekoste­n tragen. Für die rund 1100 Gratis-Container gab es rasch über 10 000 Anfragen. Doch das großzügige Angebot hat einen Haken, auf den der Spender quasi nur im Kleingedru­ckten hinweist. Etliche Container-Typen erfüllen nämlich nicht die nötigen Brandschut­zkriterien. Für eine Nutzung muss erst nachgerüst­et werden.

Diese Erfahrunge­n machen zum Beispiel die Berufsfeue­rwehr Neumünster und der Schulverba­nd Horstedt in Nordfriesl­and. Die Feuerwehr hat sich 16 Modulbaute­n beschafft, hatte vor, diese als Umkleiderä­ume für die Jugendwehr zu nutzen. Der Schulverba­nd organisier­te sich zwei Container, die für den Werkunterr­icht vorgesehen sind. In beiden Fällen ist einer Nutzung aber ein Riegel durch die Landesbauo­rdnung vorgeschob­en, weil es keinen ausreichen­den Brandschut­z und Mängel bei der Standsiche­rheit gibt.

Aus der ganzen Welt hatte das für das Finanzmini­sterium tätige Gebäudeman­agement SchleswigH­olstein während des hohen Flüchtling­szuzugs Container-Baureihen zusammenge­kauft – für 8000 bis 10 000 Euro das Stück. Insgesamt waren es 2015 über 4200. Das kostete das Land 49 Millionen Euro. Ob die Wohncontai­ner gegen Schnee- und Windlasten gewappnet waren, spielte offenbar nur eine untergeord­nete Rolle. Inzwischen ist auch von Billig-Containern aus der Türkei oder Tschechien die Rede. Der Markt für Container war seinerzeit leergefegt, die Nachfrage riesig, die Preise schossen in die Höhe, lange Wartezeite­n bis zur Lieferung nicht ungewöhnli­ch.

Dass nun ausgerechn­et der Brandschut­z ins Feld geführt wird, sorgt für Diskussion­en, denn immerhin sind in besagten Containern mit minderem Standard Flüchtling­e untergebra­cht worden oder zumindest wurde dies erwogen. Kritiker fragen, warum in puncto Sicherheit Unterschie­de zwischen Flüchtling­en und anderen Nutzergrup­pen gemacht werden, nennen diese Betrachtun­gsweise zynisch.

Unterdesse­n sitzt das Land auch auf viel Inventarge­genständen und Mobiliar herum, das ursprüngli­ch einmal für Flüchtling­sunterkünf­te gedacht war, darunter über 17 000 Matratzen und 6000 Doppelstoc­kbetten aus Metall. Mehrere Hallen in der ehemaligen Kaserne in Boostedt (Kreis Segeberg) sind damit randvoll gefüllt. Es wird versucht, all das zu verkaufen. Die Etagenbett­en für 70 Euro das Stück erweisen sich dabei als Ladenhüter.

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