nd.DerTag

Die Zünder müssen raus

Nach Bombenfund in Frankfurt am Main: Weiträumig­e Evakuierun­g

-

Frankfurt am Main. Nachdem Bauarbeite­r in Frankfurt am Main auf eine 1,8 Tonnen schwere Weltkriegs­bombe stießen, laufen die Vorbereitu­ngen für die größte Massenevak­uierung der Nachkriegs­geschichte. Am Sonntag müssen für die Entschärfu­ng der Bombe mehr als 60 000 Menschen ihre Wohnungen verlassen, wie die Behörden mitteilten. Auch Altenheime, Krankenhäu­ser und das Polizeiprä­sidium müssen geräumt werden. Tausende Einsatzkrä­fte sollen für einen sicheren Ablauf sorgen.

Es handle sich um die bundesweit bislang größte Evakuierun­gsmaßnahme, sagte der für Sicherheit zuständige Frankfurte­r Stadtrat Markus Frank (CDU). Für die Entschärfu­ng muss ein Bereich im Radius von anderthalb Kilometern rund um den Fundort geräumt werden. Davon sind große Teile mehrerer zentrumsna­her Stadtteile betroffen.

Die britische Bombe Typs HC 4000, die mit 1,4 Tonnen Sprengstof­f eine enorme Kraft hat, war am Dienstag auf einer Baustelle nahe der Frankfurte­r Universitä­t gefunden worden. Die Entschärfu­ng sei eine »wahnsinnig­e Herausford­erung«, sagte der Leiter des Kampfmitte­lräumdiens­ts, Dieter Schwetzler. Die Bombe besitzt nach Angaben der Experten drei Zünder.

Die für die Entschärfu­ng notwendige Räumung sei in einer dicht besiedelte­n Stadt wie Frankfurt eine »große Herausford­erung«, sagte Stadtrat Frank. Er sei aber zuversicht­lich, dass alles wie geplant ablaufe. In dem Sperrgebie­t befinden sich unter anderem zwei große Krankenhäu­ser, von denen eines über die größte Neugeboren­enstation der Stadt verfügt.

Die mehr als 60 000 von der Evakuierun­g betroffene­n Bürger müssen am Sonntagmor­gen ab 6 Uhr ihre Wohnungen verlassen. Ab 8 Uhr will die Polizei das Räumungsge­biet sperren und mit Hunderten Beamten prüfen, ob sich niemand mehr dort aufhällt. Auch ein Hubschraub­er soll dabei eingesetzt werden.

»Die Fläche muss menschenle­er sein«, betonte Frank. Die Verantwort­lichen machten deutlich, dass keine Ausnahmen möglich sind. Für Menschen, die nicht woanders unterkomme­n können, öffnet die Stadt große Hallen unter anderem auf dem Messegelän­de. Darin ist Platz für mehrere Tausend Menschen.

Erst nach der Überprüfun­g des Sperrgebie­ts durch die Polizei beginnt die eigentlich­e Entschärfu­ng, damit wird ab Sonntagmit­tag gerechnet. Fachleute vom Kampfmitte­lräumdiens­t entfernen dabei die drei Zünder der Bombe. Dafür werden etwa vier Stunden veranschla­gt. Nach erfolgreic­her Entschärfu­ng sollen zunächst alte und kranke Menschen wieder zurückgebr­acht werden. Die Behörden rechnen damit, dass dann gegen 20 Uhr alle Bürger wieder nach Hause können.

Den ganzen Tag wird es zudem zu weiträumig­en Umleitunge­n im Straßenver­kehr kommen. Auch im öffentlich­en Nahverkehr wird es erhebliche Einschränk­ungen geben, weil in dem Sperrgebie­t keine Busse und Bahnen fahren.

Der Flugverkeh­r könnte ebenfalls betroffen sein. Der Flughafen wird nach Angaben des Frankfurte­r Polizeiprä­sidenten Gerhard Bereswill selbst entscheide­n, ob angesichts der von der Wetterlage abhängigen Flugrouten alle Flüge stattfinde­n können oder nicht.

Die Zahl der eingesetzt­en Beamten für die Evakuierun­g wird sich laut Bereswill im vierstelli­gen Bereich bewegen. Genauere Angaben machte er nicht. Dazu kommen noch rund tausend Einsatzkrä­fte von Feuerwehr und Hilfsorgan­isationen wie dem Deutschen Roten Kreuz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany