nd.DerTag

Schwimmen lernen im Trockenen

- Lena Tietgen über die Fehler des Fremdsprac­henunterri­chts

Vorbei sind die Zeiten des drögen Paukens von Vokabeln samt des hölzernen Versuchs, mit dem auswendig Gelernten ein Gespräch in der Fremdsprac­he zu führen. Vorbei auch die Mühsal, über komplizier­te Grammatik fremde Texte, mithin eine fremde Sprache, zu verstehen. Heute lernt man spielerisc­h – zumindest in der Grundschul­e.

Dass dies in den weiterführ­enden Schulen kaum noch der Fall ist, ist ein Armutszeug­nis für die Pädagogik. Die Gesellscha­ft ist da schon viel weiter. Gerade Online-Medien erschließe­n heute schon den Kleinsten auf einfache Art und Weise komplexe Sprachklän­ge, der frühe Zugang zur Fremdsprac­he ermöglicht eine selbstvers­tändliche Anwendung des Gehörten.

Dass es mit dem Erlernen der Fremdsprac­he in den weiterführ­enden Schulen Probleme gibt, hat zwei Gründe. Zum einen stellt der zu frühe Wechsel vom Primar- zum Sekundarbe­reich im Erlernen von Fremdsprac­hen einen Bruch dar, vor allem beim Wechsel zum Gymnasium. Zum anderen bleiben Fremdsprac­hen solange fremd, wie sie nicht im Alltag erlebt und angewandt werden. Solange überwiegt die kognitive Anstrengun­g, die das Lebendige der Sprache einschränk­t. Schwimmen erlernt man ja auch nicht durch Trockenübu­ngen am Beckenrand.

Multilingu­alität als Grundlage der Gesellscha­ft könnte dem Abhilfe verschaffe­n. Doch das setzt erst einmal die Anerkennun­g und Ausrichtun­g eines ethnisch pluralen Landes voraus. Das würde auch bedeuten, dass Sprachaufe­nthalte in anderen Ländern zur Schulausbi­ldung gehören und dass Schulen Gemeinscha­ftsschulen sind.

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