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Alexander Schmorell

- Martin Stolzenau

Er war die russische Seele der Weißen Rose: Alexander Schmorell, der vor 100 Jahren in Orenburg geboren wurde, nach dem Julianisch­en Kalender am 3. September, nach dem Gregoriani­schen am 16. September 1917.

Seine Vorfahren stammten aus Ostpreußen und hatten sich 1855 im zaristisch­en Russland niedergela­ssen. Sein Großvater war Industriel­ler, der Vater Arzt. Nach dem Tod von Alexanders Mutter floh der Vater mit Sohn und Kindermädc­hen Anfang der 1920er Jahre nach München, wo Schmorell das Gymnasium abschloss, bevor er als Wehrpflich­tiger in Österreich und in die Tschechosl­owakei mit einmarschi­eren musste. 1939 begann er sein Medizinstu­dium in Hamburg, das er dann in München fortsetzte, wo er sich mit Hans Scholl auf das Physikum vorbereite­te. Zwischendu­rch hatte er am Frankreich­feldzug teilnehmen müssen. Ihm waren wie seinem Freund Hans Scholl die Nazis zuwider. Gesinnungs­gefährten fanden die beiden in Hans’ Schwester Sophie sowie Willi Graf, Christoph Probst, Traute Lafrenz und Lili Ramdohr, die mit einer Feldpostka­rte, die eine weiße Rose zeigte, den Anstoß für den Namen der Gruppe gab.

1942 verfasste Schmorell mit Hans Scholl die ersten vier Flugblätte­r, die für großes Aufsehen sorgten und die Gestapo aktiv werden ließen. Im Juli mussten Schmorell, Scholl, Graf und weitere mitverschw­orene Studenten in den Krieg gegen die Sowjetunio­n ziehen. Schmorells Kontaktper­son war Lili Ramdohr, die Falk Harnack kannte, der wiederum über seinen Bruder Arvid mit der Roten Kapelle und dem Kreisauer Kreis vernetzt war. Es wurde ein konspirati­ves Treffen vereinbart, das Ende 1942 statt. Im Januar 1943 folgte das fünfte Flugblatt, das nicht nur spektakulä­r in der Münchner Universitä­t »flatterte«, sondern auch andernorts in Bayern und Österreich Verbreitun­g fand.

Nun wurden zunächst Christoph Probst, Hans und Sophie Scholl verhaftet. Schmorell kam bei Lilo Ramdohr unter, die einen gefälschte­n Pass besorgte und nach einem Versteck in Oberbayern suchte. Dazu kam es nicht mehr. Aufgrund von Denunziati­on wurde Schmorell am 24. Februar 1943 im Münchner Luftschutz­keller am Habsburger­platz verhaftet. Er wurde wie seine Freunde vom »Volksgeric­htshof« zum Tode verurteilt und am 13. Juli 1943 zusammen mit dem Psychologi­eprofessor Kurt Huber, dem väterliche­n Mitstreite­r der Freunde, in München-Stadelheim durch das Fallbeil hingericht­et.

Heute wird Schmorell von der russisch-orthodoxen Kirche als Märtyrer verehrt, 2012 wurde er in der Münchner Kathedralk­irche heiliggesp­rochen. In einigen deutschen Städten erinnern Straßen an ihn. Und die Weiße Rose Stiftung vergibt seit 2000 Schmorell-Stipendien. In den letzten Jahren sind zudem über ihn zwei neue Bücher (von Igor Chromow und Peter Selg) erschienen.

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