nd.DerTag

Weniger Taschengel­d für Mädchen

Forscherin erläutert mögliche Gründe

-

Hamburg. 626 Euro im Jahr für Anna und Sophie, 654 Euro für Max und Lukas. Dass Jungen mehr Taschengel­d als Mädchen erhalten, ist nicht ganz neu. Zuletzt machte Anfang August die Kinder-Medien-Studie 2017 das Rechenexem­pel: Der Studie zufolge bekommen Jungen im Vorschulal­ter monatlich knapp 20 Euro, bei Mädchen sind es dagegen nur 17 Euro.

Bei den Sechs- bis Neunjährig­en liegt das Monatsbudg­et bei knapp 33 Euro für die Jungen und 30 Euro für Mädchen. Und Jungen zwischen zehn bis 13 Jahren können im Monat 55 Euro ausgeben, während Mädchen auf 52 Euro kommen.

Für die Studie »Young Digital Natives – wie digital sind sie wirklich?« wurden Kinder und Erziehungs­berechtigt­e in rund 2000 Interviews befragt, und zwar zu Themen rund um Freizeitge­staltung, Medienkons­um und eben Taschengel­d. Die Zahlen lassen an einen Gender-Pay-Gap unter Heranwachs­enden denken. Doch woran liegt diese Ungleichhe­it? Und ist das Taschengel­d wirklich die Vorstufe für spätere Gehaltsunt­erschiede zwischen Männern und Frauen?

Die Hamburger Genderfors­cherin Stevie Schmiedel bejaht das: »Es scheint immer noch ein Bild da zu sein, dass Jungen später die Verwalter der Familie sind«, sagt die Geschäftsf­ührerin der feministis­chen Initiative Pinkstinks. Dafür spreche zum Beispiel, dass es im Deutschen zwar das Wort »Familienva­ter« gebe, nicht aber das Pendant »Familienmu­tter«. Jungs sollten früh lernen, mit Geld umzugehen und bekämen dafür eher mal mehr Taschengel­d.

Mädchen dagegen sollten fleißig sein, so Schmiedel. Es werde erwartet, dass sie mehr im Haushalt mithelfen, ohne dafür entlohnt zu werden. »Jungs bekommen dafür eher mal zwei Euro in die Hand gedrückt.«

Alexandra Langmeyer vom Deutschen Jugendinst­itut in München dagegen plädiert dafür, das Ergebnis der von sechs Verlagen in Auftrag gegebenen Kinder-Medien-Studie 2017 nicht überzubewe­rten: »Ich würde abraten, von einem Gender-Pay-Gap zu sprechen«, sagt die Leiterin der Fachgruppe »Lebenslage­n und Lebenswelt­en von Kindern«. Zwar gebe es seit vielen Jahren immer mal wieder Studien, die einen Taschengel­d-Unterschie­d zwischen Mädchen und Jungen finden. »Aber manche Studien finden auch keine Unterschie­de.«

Je älter die befragten Jugendlich­en seien, desto geringer würden die Ungleichhe­iten beim Taschengel­d ausfallen, erläutert Langmeyer. »Ganz zufällig ist das Ergebnis aber nicht«, betont die Pädagogin: Wenn Studien Unterschie­de beim Taschengel­d ausmachten, seien es immer die Jungs, die mehr erhielten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany