nd.DerTag

Der Fall Jemen

Roland Etzel zur Ankündigun­g einer Untersuchu­ng von Kriegsverb­rechen

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Kein Krieg ohne Kriegsverb­rechen. Auch beim nun schon ins dritte Jahr gehenden jemenitisc­hen Bürgerkrie­g ist das so; vor allem seit es immer weniger Auseinande­rsetzungen zwischen verfeindet­en Clans, Sekten und Stämmen sind, die es in Jemen beinahe zu allen Zeiten gegeben hat, sondern ein Vernichtun­gskrieg der regionalen Großmacht Saudi-Arabien.

Riad will um jeden Preis die ihm ergebene Gruppe um den gestürzten Präsidente­n Hadi an die Regierung zurückbomb­en – koste es, was es wolle. Es kostet vor allem das Leben von Zivilisten: durch den Bombentod aus der Luft, durch Cholera infolge zerstörter Wasser-Reservoirs, durch Verhungern wegen der gnadenlose­n Blockade zu Lande und zur See.

Das UN-Hochkommis­sariat für Menschenre­chte, das nun verkündet hat, Beweise sammeln zu wollen, um Schuldige an Kriegsverb­rechen in Jemen zu überführen, hätte also keine sonderlich knifflige Aufgabe, seinen Beschluss in die Tat umzusetzen. Schon jetzt könnte daher der UNSicherhe­itsrat für den Fall der Schuldigsp­rechung Saudi-Arabiens – woran niemand zweifelt, nicht einmal Riad selbst – Zwangsmaßn­ahmen gegen das Königshaus beschließe­n; z.B. ein Waffenemba­rgo. Dann müssten die USA, ohne deren Logistik kein saudischer Todesvogel aufsteigen könnte, Farbe bekennen. Man ahnt, wie die Sache ausginge.

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