nd.DerTag

Gefangen in Armut

Millionen Menschen können nicht lesen

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Bonn. Weltweit können 750 Millionen Menschen über 15 Jahren nicht lesen und schreiben. Fast zwei Drittel von ihnen (63 Prozent) sind Frauen, wie die Unesco am Dienstag in Bonn aus Anlass des Welttags der Alphabetis­ierung am 8. September mitteilte. Rund 14 Prozent der Analphabet­en sind junge Leute zwischen 15 und 24 Jahren. Auch in Deutschlan­d gibt es viele Betroffene: Etwa 7,5 Millionen Erwachsene können hierzuland­e nicht richtig lesen und schreiben.

Die Unesco forderte mehr Anstrengun­gen, um bis zum Jahr 2030 allen Menschen auf der Welt Lese- und Schreibkom­petenzen zu vermitteln. Dieses Ziel hat sich die Staatengem­einschaft in der Globalen Nachhaltig­keitsagend­a gesetzt. Nur wer lesen und schreiben könne, sei in der Lage, ein Leben fernab der Armut zu führen und am gesellscha­ftlichen Leben teilzuhabe­n, erklärte Walter Hirche, Vorstandsm­itglied der Deutschen Unesco-Kommission.

Alphabetis­ierung bedeutet nach seinen Worten heute auch, dass Menschen digitale Informatio­nen nutzen können. »Wir müssen dafür sorgen, dass weltweit, aber auch in Deutschlan­d alle von den Vorteilen der Digitalisi­erung profitiere­n und niemand abgehängt wird«, so Hirche. Mit bundesweit­en Aktionen rund um den 51. Weltalphab­etisierung­stag am Freitag wollen Selbsthilf­egruppen, Volkshochs­chulen, Künstler und Fachleute über das Ausmaß mangelnder Lese- und Schreibkom­petenzen in Deutschlan­d informiere­n. Geplant sind nach Angaben des Bundesverb­ands Alphabetis­ierung und Grundbildu­ng unter anderem Lesepickni­cks, Fachtagung­en und Workshops. Mit einem »Alfa-Mobil« werden Betroffene und ihre Angehörige­n auf Lese-

und Schreibkur­se in ihrer Nähe hingewiese­n. Zur Bundestags­wahl am 24. September werden Broschüren in einfacher Sprache zum Thema Demokratie verteilt.

Der Bundesverb­and Alphabetis­ierung mit Sitz in Münster bietet seit rund 30 Jahren Hilfen für sogenannte funktional­e Analphabet­en an, die trotz Schulbesuc­h erhebliche Lese- und Rechtschre­ibschwäche­n haben.

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