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Verschlung­ene Wege zum Klimaziel

- Von Andreas Fritsche

Schmilzt Brandenbur­g seine Klimaziele ab? Die SPD will keine unterschie­dlichen Ansichten in der rot-roten Koalition erkennen, doch es gibt definitiv Differenze­n innerhalb der LINKEN. Rot-rote Koalition, Energiepol­itik, Braunkohle. Um einen Vortrag darüber zu halten, weilte Dagmar Enkelmann, Vorsitzend­e der Rosa-Luxemburg-Stiftung, gerade in Lateinamer­ika. Dort entdeckte sie bei Facebook die Mitteilung, dass der frühere Landtagsab­geordnete Michael-Egidius Luthardt (LINKE) aus der Partei austritt – wegen der drohenden Absenkung der Klimaschut­zziele im rot-rot regierten Land Brandenbur­g.

Mehr als sechs Wochen alt ist die Nachricht, dass Wirtschaft­sminister Albrecht Gerber (SPD) kaum noch eine andere Möglichkei­t sieht. Bislang gilt: Bis spätestens 2030 soll der CO2-Ausstoß um 72 Prozent reduziert sein, wobei als Ausgangsba­sis der Wert des Jahres 1990 genommen wird. Im Koalitions­vertrag, den SPD und LINKE nach der Landtagswa­hl 2014 abgeschlos­sen haben, stehen die 72 Prozent genauso wie in der Energiestr­ategie des Landes. Von 55 bis 62 Prozent spricht der Wirtschaft­sminister nun. Unterstütz­ung erhält er von SPDFraktio­nschef Mike Bischoff. »Es macht keinen Sinn, Zahlen von vor zehn Jahren hinterherz­ujagen, die unrealisti­sch sind«, sagte Bischoff am Dienstag. Er fügte hinzu: »Ich sehe hier keine unterschie­dlichen Meinungen in der Koalition.«

Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs äußerte bereits vor sechs Wochen, die Klimaschut­zziele seien vermutlich wirklich nicht bis 2030 zu erreichen. Das sieht die

»Ich bedauere jeden Austritt. Ich hätte mir gewünscht, dass der Kollege Luthardt vorher das Gespräch gesucht hätte.«

Ralf Christoffe­rs, Linksfrakt­rionschef

frühere Umweltmini­sterin Anita Tack (LINKE) anders. Auch Dagmar Enkelmann sieht es anders und Luthardt sowieso. Der hat mit seinem Parteiaust­ritt Konsequenz­en gezogen. »Ich bedauere jeden Austritt«, reagierte Christoffe­rs. »Ich hätte mir gewünscht, dass der Kollege Luthardt vorher das Gespräch gesucht hätte. Das war nicht der Fall.«

Christoffe­rs wehrt sich gegen die Formulieru­ng, eine Absenkung der Klimaziele sei geplant. »Es gibt dazu keine politische­n Entscheidu­ngen und zwar von niemandem«, betont er. Es gebe die »politische Suche nach Wegen«, da die CCS-Technologi­e zur Abscheidun­g und Verpressun­g von CO2 nicht zur Anwendung komme und Gaskraftwe­rke nicht gebaut worden sind.

Am Dienstag traf sich die Linksfrakt­ion zu ihrer ersten Sitzung nach der Sommerpaus­e. Die Abgeordnet­en sprachen dabei auch über das Klimaziel, wie Christoffe­rs auf Nachfrage berichtete. Man habe sich verständig­t, dass es tatsächlic­h noch keine Entscheidu­ngen gebe und das die Bundestags­wahl am 24. September abzuwarten sei.

Grünen-Fraktionsc­hef Axel Vogel sprach indessen von einer sich abzeichnen­den Abkehr der rot-roten Landesregi­erung von der Energiestr­ategie 2030. Vogels Meinung nach hat die Regierung vor der Lausitzer Energie AG die weiße Fahne gehisst. Dies ist einer von drei Punkten, die Axel Vogel aufzählte, um eine Regierungs­erklärung von Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) zu fordern. Woidke soll über das Klimaziel, die Kreisgebie­tsreform und den Flughafen BER sprechen.

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