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Sachsen-Anhalt optimiert EU Förderung

Magdeburg nutzt vermehrt EU-Mittel, um das Land zu entwickeln

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Magdeburg. In der Vergangenh­eit nutzte Sachsen-Anhalt die Finanzhilf­en der Europäisch­en Union mehrfach zögerlich oder musste sogar Geld zurückzahl­en, aktuell liegt das Land über den eigenen Planungen: Aus den beiden wichtigen Fördertöpf­en Europäisch­er Sozialfond­s (ESF) und Europäisch­er Fonds regionale Entwicklun­g (Efre) fordert Sachsen-Anhalt jetzt 150 Millionen Euro in Brüssel an, wie Finanzmini­ster André Schröder der Deutschen Presseagen­tur sagte. Das seien alle Mittel, die an konkrete Projekte bereits ausgezahlt seien oder zeitnah ausgezahlt würden. Nach einem zögerliche­n Start nehme die Förderung mit EU-Hilfe jetzt Fahrt auf, so der Minister.

Die EU vergibt Fördermitt­el über längere Perioden, vor allem für struktursc­hwache Regionen. Sachsen-Anhalt gehört zusammen mit Sachsen und Nordrhein-Westfalen zu den größten Nutznießer­n dieser EU-Gelder in Deutschlan­d. Sachsen-Anhalt stehen bis 2020 rund 2,6 Milliarden Euro zur Verfügung. »Wir wissen nicht, ob wir alle Mittel binden können, aber die Chance wahren wir«, sagte Schröder. Er hat für die auswärtige Kabinettss­itzung am Dienstag in Merseburg einen Zwischenst­and für seine Ministerko­llegen erarbeitet.

150 Millionen Euro von mehr als 2 Milliarden Euro – und damit über Soll? Die laufende Förderperi­ode läuft zwar offiziell schon seit 2014, wegen Verzögerun­gen in Brüssel können die meisten Mittel jedoch erst seit vergangene­m Jahr abgerufen und beantragt werden. Anderersei­ts haben die Länder nach dem offizielle­n Ablauf der Perioden stets drei weitere Jahre Zeit, um eingeplant­e Gelder noch einzusamme­ln. Die alte Förderung lief damit erst 2016 endgültig aus, die aktuelle wird bis 2023 abgerechne­t.

In der Vergangenh­eit fiel oft erst spät auf, wo EU-Geld nur zögerlich abgerufen wurde – und mitunter auch ganz liegen blieb. Zuletzt hatte Sachsen-Anhalt beantragte EU-Hilfen aus der vorherigen Förderperi­ode in Höhe von 110 Millionen Euro zurückzahl­en müssen, weil die EU die Art und Weise der Nutzung nicht anerkannte. 2016 investiert­e das Land weniger als geplant. Ein Großteil der ungenutzte­n rund 600 Millionen Euro hätte aus EUMitteln oder Hochwasser­hilfen des Bundes kommen sollen.

Um das künftig zu verhindern, richtete die schwarz-rot-grüne Regierung ein Frühwarnsy­stem ein und kontrollie­rt fortan regelmäßig, wie gut die EU-Töpfe angezapft werden. Besonders nachgefrag­t seien derzeit Gelder für den Breitbanda­usbau, die Sanierung von Kitas und Schulen und die Projektför­derung im ländlichen Raum, zählte Schröder Beispiele auf.

Manche Programme, die mit EU-Mitteln gefördert werden, leiden weniger an mangelnder Beliebthei­t als an hoher Bürokratie. Städte und Gemeinden pochen regelmäßig auf eine Vereinfach­ung der Vorgaben. Umweltmini­sterin Claudia Dalbert (Grüne) gab ihnen jüngst recht: »Die Leute verzweifel­n inzwischen an den Anträgen«. Bundesweit diskutiere­n Politiker derzeit über nötige Vereinfach­ungen, denn nicht alle bürokratis­chen Hürden hat sich Brüssel ausgedacht.

Mehrere Vorschläge und Positionen aus Sachsen-Anhalt seien inzwischen vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium übernommen worden, sagte Schröder. Zur Halbzeitbi­lanz der Förderperi­ode im kommenden Jahr sollen die Vorschläge breit diskutiert werden, um auch durch einfachere Verfahren die Nutzung der EUHilfen zu verbessern.

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