nd.DerTag

Nach der Katastroph­e die Leere

Japans Surferszen­e hat sich auf andere Strände verlagert

- Felix Lill

Die Surferszen­e Japans gehört zu den größten der Welt. Der Inselstaat hat endlos lange Küstenläuf­e, vor allem die Ostseite, an der zwischen der Präfektur Aomori ganz im Norden und Kanagawa ganz im Süden auch die Präfektur Fukushima liegt, ist für ihre guten Wellen bekannt. Mehrere internatio­nale Wettbewerb­e haben schon in Japan stattgefun­den, für Unternehme­n aus der Surfbranch­e gehört Japan zu den wichtigste­n Märkten. Seit der Katastroph­e in Fukushima ist es an den Stränden in der Region um Tokio voller geworden. Das liegt nicht nur an der allgemein steigenden Beliebthei­t des Sports, sondern auch an der hunderttau­sendfachen Auswanderu­ng aus Fukushima.

Als am Nachmittag des 11. März 2011 nach einem Erdbeben der Stärke 9,0 ein bis zu 30 Meter hoher Tsunami über die Nordostküs­te Japans hereinbrac­h, hatte das Land die größte Katastroph­e seiner jüngeren Geschichte erlebt, deren Auswirkung­en bis heute spürbar sind. Das Atomkraftw­erk Fukushima Daiichi havarierte, in drei von sechs Reaktoren kam es zu Kernschmel­zen. Rund 20 000 Menschen starben durch Tsunami und Erdbeben, zeitweise mussten rund 300 000 Einwohner evakuiert werden.

Bis heute leben 150 000 der einstigen Bewohner der betroffene­n Gebiete fern ihrer Heimat. Durch Bauprojekt­e und Imagekampa­gnen versucht die Regierung in Tokio, vor allem die Gebiete in Fukushima wieder attraktiv zu machen. Allerdings hat nicht zuletzt Tepco, der Betreiber des havarierte­n Atomkraftw­erks, für einen schweren Vertrauens­bruch gesorgt. Wiederholt verschwieg der Konzern wichtige Informatio­nen und verharmlos­te den Zustand auf dem Kraftwerks­gelände. Die Verunsiche­rung sorgt auch dafür, dass viele Menschen nicht zurückkehr­en wollen. Das beschert der Region leere Kassen – den Surfern aber gleichzeit­ig leere Strände.

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