Kein politischer Beinbruch
Zu »Verhüllt und bloßgestellt«, 5.9., S. 6
Darüber sind sich wohl alle einig: Das mit großem Medienrummel angekündigte TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem SPD-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten Martin Schulz hat nicht stattgefunden. Es war eher eine gemütliche Gesprächsrunde.
Viel ist in den letzten Tagen darüber geredet, diskutiert und geschrieben worden. Am treffsichersten ist die Analyse von Tom Strohschneider. Unabhängig davon, ob die Anwesenheit kleinerer Parteien bei dem »Duell« an dessen Ausgang etwas geändert hätte (in welchem Rahmen hätte das überhaupt geschehen sollen?), ist die wichtigste Einschätzung, dass die beiden Kontrahenten im Wesentlichen kaum einen inhaltlichen Unterschied zwischen sich erkennen ließen.
Hinzu kommt, wie Tom Strohschneider richtigerweise bemerkt, dass das Gespräch zwischen Merkel und Schulz in Wahrheit über weite Strecken gar keines zwischen beiden, sondern ein Duell zwischen zwei Vertretern derzeit regierender Parteien auf der einen und vier Journalisten auf der anderen Seite war. Fazit: Wenn das »TV-Duell« überhaupt nicht stattgefunden hätte, wäre es auch kein politischer Beinbruch gewesen. Dieter Lämpe, Hoppegarten Ein Duell ist ein erbitterter Zweikampf. Was uns am Sonntagabend das Fernsehen bot, war alles andere als ein Kampf um Ideen, etwa für Deutschlands Zukunft. Kanzlerin Angela Merkel und ihr Gegner Martin Schulz kämpfen nicht um die Ziele ihrer Parteien, sondern um die Beliebtheit bei den Zuschauern.
Verschiedene wichtige Fragen wurden überhaupt nicht gestellt: Was wird gegen Neonazis unter- nommen? Sollen ihre Provokationen, ihre Aufmärsche und ihre Angriffe auf Personen gestoppt werden? Und was soll für den Weltfrieden getan werden? Die Parteien der beiden Kanzlerkandidaten sind für mich nicht wählbar. Joachim Weise, per E-Mail Ein Wort zu einer stärkeren Besteuerung des in den letzten 20 Jahren verdreifachten Reichtums der Finanzoligarchie haben Merkel und auch Schulz vermieden. Genau das wäre aber nötig und im Interesse der Mehrheit des Volkes, also demokratisch. Gibt es in der Bundesrepublik überhaupt eine Partei, die für die Reichensteuer und damit für Demokratie eintritt? Dr. Volker Manhenke, Kleinmachnow