nd.DerTag

Wohnraum statt Wartesaal

- Von Gudrun Janicke dpa

Der denkmalges­chützte Bahnhof Perleberg wird neu belebt und kann am 10. September besichtigt werden. Die guten Tage des Perleberge­r Bahnhofsge­bäudes sind schon lange vorbei. Nun mischt sich in die Geräusche an- und abfahrende­r Regionalzü­ge seit einiger Zeit lautes Hämmern. Putz wird abgeklopft, Schutt herausgebr­acht, es wird gesägt und gewerkelt. Die alten Fenster stehen weit offen. Aus dem zweigescho­ssigen Ziegelbau ziehen Staubschwa­den.

»Es wird noch einige Zeit dauern, bis unser Traum von Wohnen und Gewerbe in einem alten Bahnhof wahr ist«, sagt einer der Eigentümer, Markus Summerer. Zusammen mit Klaus Reinhard Voss richtet er das denkmalges­chützte Gebäude vom Ausgang des 19. Jahrhunder­ts wieder her.

Zum Tag des offenen Denkmals am 10. September wollen sie das Bahnhofsge­bäude Besuchern vorstellen. »Auch wenn die Arbeiten noch am Anfang stehen«, sagen sie. Aber das Interesse daran, was hinter den Mauern passiere, sei groß. Zaungäste versuchen immer wieder, einen Blick zu erhaschen.

Alljährlic­h stehen am zweiten Septemberw­ochenende bundesweit Tausende Denkmale offen. Privatleut­e, Museen, Kommunen oder Institutio­nen und Vereine beteiligen sich. Auch in Brandenbur­g sind einige Dutzend Objekte zu besichtige­n, viele davon sind sonst der Öffentlich­keit verschloss­en.

Den Bahnhof Perleberg hatten die heutigen Eigentümer in einer Auktion entdeckt. Nach der Veräußerun­g durch die Deutsche Bahn vor einigen Jahren war er schon durch zig Hände gegangen. Einen Teil des Gebäudes hat die Bahn heute noch gemietet und regelt von dort die Zugabferti­gung. »Es ist schon eine fasziniere­nde Vorstellun­g, dort zu wohnen, wo Züge halten und abfahren«, sagt Voss.

Geplant sind im Obergescho­ss zwei Wohnungen: eine ist schon vor Fertigstel­lung vermietet, die andere wollen die beiden selbst nutzen. »Was wiederverw­endet werden kann, bleibt erhalten«, sagt Voss. Unklar ist noch, ob das einstige Fischgräte­nparkett in der großen Wartehalle gerettet werden kann.

Die Stadt Perleberg freut sich über die rührigen Besitzer. Ein kürzlich aufgegeben­er Imbiss auf dem Bahnhofsvo­rplatz wurde beiden zur Bewirtscha­ftung angeboten. Renoviert und mit frischem Konzept hat sich das »Café Fichte« schon zu einem Treffpunkt entwickelt.

Im Bahnhof sollen im Erdgeschos­s Gewerberäu­me und eventuell eine Gaststätte einziehen. Der Kunsthisto­riker Summerer will eine Galerie mit zeitgenöss­ischer Kunst betreiben. Voss bringt dort sein Designmöbe­latelier unter. Noch stehen die Zeiger der Bahnhofsuh­r auf 10 vor 2. Das Uhrenglas ist zerbrochen. »Sie wird bald wieder die Zeit anzeigen«, sagt Voss. Und ergänzt die To-doListe um eine weitere Position. Es bleibt viel zu tun.

 ?? Foto: dpa/Gudrun Janicke ?? Voss (l.) und Summerer vor dem Bahnhof
Foto: dpa/Gudrun Janicke Voss (l.) und Summerer vor dem Bahnhof

Newspapers in German

Newspapers from Germany