Tausendsassa
»Persönliche Gründe« für einen Rücktritt zu haben, kann vieles bedeuten. Es kann heißen, dass man keinen Bock mehr auf den Job hat oder sich mehr um die Familie kümmern will oder eben auch, dass man mit dem neuen Super-Chef persönlich nicht klar kommt. Bei Stanley Fischer könnte Letzteres gut der Fall sein. Der Vizechef der US-Notenbank Fed kündigte am Mittwoch überraschend seinen Rücktritt an.
Der 73-Jährige ist viel herumgekommen in seinem Leben. Zur Welt kam das Kind jüdisch-europäischer Einwanderer in Mazabuka in Sambia. Zum Studium ging er an die London School of Economics. Seinen Doktor machte er am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo Fischer später als Professor wirkte. Er arbeitete sowohl für die Weltbank als auch für den Internationalen Währungsfonds. Bevor er 2014 zur US-Notenbank Fed kam, leitete Fischer von 2005 bis 2013 die israelische Zentralbank. Möglich war ihm das, weil er als Jude leicht die israelische Staatsbürgerschaft annehmen konnte, die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, die er seit 1976 inne hat, behielt er bei.
US-Präsident Donald Trump bringt Fischers Ausscheiden in die Bredouille. Zwar hat Trump nun die Chance, die Fed grundlegend umzumodeln. Ihm geht dafür aber das Personal aus. Schon jetzt sind drei von sieben Sitzen im FedGouverneursrat vakant. Mit dem Abgang des Ökonomen werden es vier. Deswegen ist es gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass Trump früheren Ankündigungen zum Trotz Fed-Chefin Janet Yellen, deren Amtszeit bald ausläuft, doch auf ihrem Stuhl belässt.
Vielleicht will Fischer auch dies mit seinem Rückzug bewirken. Jüngst hatte er Trump heftig kritisiert, weil der Präsident das Dodd-Frank-Gesetz aufheben will, mit dem die US-Finanzwelt seit 2010 stärker reguliert wird. »Auf Grundlage der Lehren aus der jüngsten Finanzkrise haben wir aufbauend auf früheren Schritten das Finanzsystem stärker und widerstandsfähiger gemacht«, konnte sich Fischer einen Seitenhieb in seinem Rücktrittsgesuch an Trump nicht verkneifen.