nd.DerTag

Monsterstü­rme treffen andere

Kurt Stenger über die Gründe für den ausbleiben­den Klimaschut­z

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Tropenstür­me werden durch den Klimawande­l zwar nicht häufiger, aber monströser. »Harvey« und »Irma« sind ein Vorgeschma­ck auf das, was in den nächsten Jahrzehnte­n auf betroffene Regionen zukommt. Das ist das Fatale an den CO2-Emissionen: Sie entfalten ihre Wirkungen über lange Zeiträume. Intensivie­rter Klimaschut­z ist ein langfristi­ges Projekt – überschrei­tet den Horizont von Politikern, die in Vier-Jahres-Zeiträumen denken und sich nicht für die globalen Folgen ihres Wirkens interessie­ren.

Und so ist die Tatsache, dass Deutschlan­d die eigenen Klimaziele weit zu verfehlen droht, ebenso schlimm wie bezeichnen­d. Das Zwischenze­ugnis fällt noch schlechter aus, wenn man berücksich­tigt, dass ein Großteil der bisherigen Erfolge bei der Emissionsr­eduzierung nicht auf klimapolit­ische Maßnahmen, sondern die Deindustri­alisierung Ostdeutsch­lands zurückzufü­hren ist. Seit drei Jahren nimmt der CO2-Ausstoß gar nicht mehr ab, im Verkehrsse­ktor steigt er sogar seit Langem. Die Klimaziele sind zwar noch erreichbar – etwa durch planmäßige­n Ausstieg aus der Kohleverst­romung und den Verbrennun­gsmotoren. Aber wie der Wahlkampf zeigt, interessie­rt das die wohl auch künftig Regierende­n nicht. Und in der Opposition sitzen wohl weiter nicht mehr nur Antreiber, sondern auch Leute, die Klimaschut­z für überflüssi­g halten. »Harvey« und »Irma« treffen ja andere.

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