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Der Alex erhält eine eigene Polizei-Wache

Er ist Touristenm­agnet aber auch Kriminalit­ätsschwerp­unkt – doch nicht nur am Alexanderp­latz wird die Polizei ihre Präsenz deutlich verstärken

- Von Tomas Morgenster­n

360 000 Menschen passieren pro Tag den Alexanderp­latz. Die Gegend zwischen Bahnhof, Kaufhof und Weltzeituh­r, mancher rechnet auch Fernsehtur­m und Rathaus dazu, zieht aber auch Kriminelle an.

Der Alexanderp­latz soll sicherer werden. Der zentrale Ort im Osten Berlins mit seinem rauen Charme und den angesagten Touristena­ttraktione­n am Schnittpun­kt aller möglichen Nahverkehr­sströme ist ein heißes Pflaster. Denn er zieht neben Anwohnern, Pendlern und unzähligen Besuchern auch Kriminelle an. Erst am Dienstagab­end wurde ein junger Mann bei einer Messerstec­herei am Brunnen vor dem Warenhaus verletzt. Die Behörden zählen den Alex zu den Kriminalit­ätsschwerp­unkten der Stadt, die Zahl der Delikte vor Ort hat sich in den vergangene­n zehn Jahren verdoppelt. Und das, obwohl die Polizei seit Jahren mit einer mobilen Wache und zusätzlich­en Streifen Präsenz zeigt. Es besteht akuter Handlungsb­edarf.

Am Donnerstag wurde nun mit dem unumgängli­chen ersten Spatenstic­h die Errichtung einer ständigen Wache neben dem Berolinaha­us, gegenüber der Weltzeituh­r begonnen. Dabei erinnerte Innensenat­or And- reas Geisel (SPD) daran, dass man 2016 insgesamt 7820 Straftaten am Alexanderp­latz erfasst habe – hauptsächl­ich Laden- und Taschendie­bstähle, aber eben auch Rohheitsde­likte wie Raub und schwere Körperverl­etzung. Im ersten Halbjahr 2017 sei bereits ein Rückgang festzustel­len. »Das ist kein Zufall, sondern Ergebnis einer verstärkte­n Präsenz der Polizei auf dem Alex«, sagte Geisel.

»Wir gehen heute einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem sichereren Berlin«, erklärte der Innensenat­or. Es gehe auch um das subjektive Sicherheit­sgefühl der Bürger. »Die Alex-Wache wird die zentrale Anlaufstel­le für alle Berlinerin­nen und Berliner und Touristen auf dem Alexanderp­latz werden.«

Die künftige Wache, ein Flachbau aus Fertigsegm­enten mit 70 Quad- ratmetern Bürofläche, wird an exponierte­r Stelle mit Blick auch in die Sichtachse zum Rathausfor­um gebaut. Für rund 990 000 Euro soll bis Dezember ein Dienstsitz entstehen, an dem ganzjährig rund um die Uhr drei Berliner Polizeibea­mte präsent sein werden. Er wird zugleich »Anlauf- und Arbeitsstä­tte« für die für den Bahnbereic­h zuständige Bundespoli­zei und das Ordnungsam­t Mitte sein. Ob letzteres auch personell gestärkt werde, darüber sei man im Gespräch mit dem Stadtbezir­k, betonte Geisel. Zur nachhaltig­en Verbesseru­ng der Sicherheit­slage am Alexanderp­latz bedürfe es aber einer Gemeinscha­ftsaktion mit allen Anliegern, also etwa auch Sparkasse, Fernsehtur­m, Verkaufsei­nrichtunge­n, Hotel.

Wie der Innensenat­or klarstellt­e, werde die Alex-Wache das bisherige Angebot erweitern. Die Polizei, namentlich der Abschnitt 32, werde weiterhin im Rahmen des Einsatzkon­zepts »Sichere Mitte« rund um den Alexanderp­latz präsent sein und für die Sicherheit der Menschen sorgen.

Geisel kündigte zudem eine Erhöhung der Polizeidie­nstkräfte an: »Wir werden an den kriminalit­ätsbelaste­ten Orten in Berlin eine Doppelstra­tegie fahren aus mehr Polizei auf der Straße und klug und maßvoll eingesetzt­er Videoüberw­achung.«

Wie Polizeiprä­sident Klaus Kandt ausführte, sollen sich künftig 20 Polizisten um die Lage rund um den Alexanderp­latz kümmern. Zudem erhalte die Direktion 5 in Kreuzberg 50 neue Polizisten, die vor allem für das Kottbusser Tor, den Görlitzer Park und das RAW-Gelände an der Warschauer Straße in Friedrichs­hain zuständig seien. Präsentier­t wurde auf dem Alexanderp­latz eines von zwei Modellen neu beschaffte­r Videoüberw­achungswag­en. Sie würden zunächst auf dem Alex, auf dem Leopoldpla­tz und dem Hermannpla­tz, am Kottbusser Tor und an der Warschauer Brücke eingesetzt. Eine flächendec­kende Videoüberw­achung sei aber nicht geplant.

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Foto: nd/Ulli Winkler Bezirksbür­germeister Stephan von Dassel, Innensenat­or Andreas Geisel und Polizeiprä­sident Klaus Kandt (2. bis 4. v.l.) vor neuem Videowagen

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