nd.DerTag

Hält doppelt wirklich besser?

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Dass es rund um den Alexanderp­latz viel Kriminalit­ät gibt, wird niemand bestreiten. Ein derart unübersich­tlicher, stark frequentie­rter Stadtraum mit seinen Läden und Cafés zieht vor allem Diebe magisch an. Hinzu kommt sicher, dass der Platz, wie Mittes Bezirksbür­germeister Stephan von Dassel (Grüne) missmutig zu bedenken gibt, an 250 (!) Tagen im Jahr als Jahrmarkt herhalten muss. Aber da die Diebe und Betrüger längst in Banden organisier­t agieren, ist schon dieses Problem längst nicht mehr mit der einen oder anderen Polizeistr­eife in den Griff zu kriegen.

Eine ganz andere Qualität hat die Gewaltkrim­inalität. Eine Zäsur war der Fall des 2012 totgeprüge­lten Jonny K. – seither bemüht sich die Polizei spürbar, mit mehr Beamten »auf der Straße« die Sicherheit­slage zu verbessern. Doch auch 2016 wurden mehr als 600 Fälle von Raub und zum Teil schwerer Körperverl­etzung bekannt. Die Bilder von Attacken brutaler U-Bahn-Schläger vergiften die Atmosphäre in der Stadt.

So gesehen ist eine ständige Wache auf Ost-Berlins bekanntest­em Platz ein klares Signal: Die Stadt lässt ihre Bürger nicht im Stich. Richtig ist auch, dass der Innensenat­or ein Aktionsbün­dnis anstrebt: aus Landes- und Bundespoli­zei, Ordnungsam­t aber auch allen maßgeblich­en Anliegern. Es wird notwendig sein, sich um die vielen Wohnungslo­sen und die Jugendgrup­pen am Platz zu kümmern, ihnen ernsthafte Angebote zu machen aber auch Grenzen durchzuset­zen.

Welche Effekte der Einsatz mobiler Videoüberw­achung für das Sicherheit­sgefühl der Bürger bringen könnte, ist fraglich. Er ist vielleicht für die Aufklärung von Straftaten nützlich. Vertrauens­bildend ist dieser Teil der Doppelstra­tegie eher nicht.

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Foto: nd/Ulli Winkler Tomas Morgenster­n hofft, dass der Alex sicherer wird und lebenswert bleibt

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