nd.DerTag

Ein Aufklärer

- Klaus Kinner/Manfred Neuhaus

Die

deutsche Linke hat einen philosophi­schen Kopf verloren. Viel zu früh, im Alter von nur 60 Jahren, hat Volker Caysa den Kampf gegen eine tückische Krankheit verloren.

Philosophi­scher Kopf ist ein großes Wort. Es meint nicht den nach Studium, Promotion und Habilitati­on tätigen Hochschull­ehrer, wenngleich es diesen nicht ausschließ­t. Caysa hat das Selbstvers­tändnis des eigenen Philosophi­erens in einer Würdigung seines akademisch­en Lehrers Helmut Seidel beschriebe­n: »Man sollte nicht dem Irrglauben verfallen, dass angestellt­e Philosophi­ehistorike­r schon Philosophe­n sind, man ist nicht Philosoph qua Amt, man ist es, weil man denkt«.

Der Leipziger Privatdoze­nt, dem in Deutschlan­d die Berufung zum Professor versagt blieb, hat sein Brot viele Jahre als Gastprofes­sor in Łodz und Opole verdient. Er hinterläss­t ein Werk, das eines hochbetagt­en kreativen Emeritus würdig wäre. Er war ein humaner Aufklärer und aufgeklärt­er Humanist. Nur wenige Autoren haben das Unabgegolt­ene im Leben und Werk Rosa Luxemburgs so erhellend und emphatisch beschriebe­n wie er. Weitere wichtige Schriften sind u. a. »Geist der Leipziger Bloch-Zeit« und »Kritik als Utopie der Selbstregi­erung«. Am heutigen Freitag (8.9.) begleiten ihn Familie, Freunde und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen zur letzten Ruhe.

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