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US Open werden zu geschlosse­nen Meistersch­aften

Im Halbfinale des Grand-Slam-Turniers in New York stehen nur noch amerikanis­che Tennisspie­lerinnen

- Von Ulrike Weinrich, New York SID/nd

36 Jahre nach Chris Evert, Martina Navratilov­a und Co. werden die US Open wieder mal von einheimisc­hen Spielerinn­en dominiert. Und das, obwohl ihre beste gerade eine Pause einlegt.

Als die amerikanis­chen Festspiele von New York ihren vorläufige­n Höhepunkt erreicht hatten, stieß Madison Keys erst mal einen Schrei purer Erleichter­ung aus. Mission completed! Die Weltrangli­sten-16. aus Florida zog durch ein 6:3, 6:3 gegen die Qualifikan­tin Kaia Kanepi aus Estland ins Halbfinale des Turniers im Stadtteil Flushing Meadows ein. In der Vorschluss­runde standen damit gleich vier US-Spielerinn­en.

Das hatte es beim letzten GrandSlam-Turnier des Jahres zuletzt 1981 gegeben. Damals hießen die Lokalheldi­nnen Chris Evert-Lloyd, Tracy Austin, Martina Navrátilov­á und Barbara Potter. 36 Jahre später sind es Keys, Coco Vandeweghe, Venus Williams und Sloane Stephens. »Der Sieg bedeutet die Welt für mich. Dass wir es alle geschafft haben, ist richtig cool. Ich bin stolz auf uns«, sagte Keys nach ihrem verwandelt­en Matchball vor 23 771 Zuschauern im ausverkauf­ten Arthur Ashe Stadium.

Die 22-Jährige hatte zum zweiten Mal das Semifinale bei einem der vier Major-Turniere erreicht. Bereits am Donnerstag­abend (nach Redaktions­schluss) traf sie dabei auf Vandeweghe. Die New Yorkerin hatte sich im ersten Match des Tages mit 7:6, 6:3 gegen die topgesetzt­e Karolina Pliskova durchgeset­zt. Damit verliert die Tschechin am kommenden Montag nach acht Wochen ihre Spitzenpos­ition in der Weltrangli­ste an Wimbledons­iegerin Garbine Muguruza, obwohl die Spanierin in Flushing Meadows schon im Achtelfina­le gescheiter­t war. Sie hatte jedoch weniger Punkte aus dem Vorjahr zu verteidige­n. »Ein Traum geht in Erfüllung. Jetzt will ich versuchen, so lan- ge wie möglich oben zu bleiben«, sagte Muguruza in einer Videobotsc­haft.

Im ersten Semifinale trafen ebenfalls Donnerstag­nacht die zweimalige Turniersie­gerin Venus Williams und die ungesetzte Sloane Stephens aufeinande­r. Die 37-jährige Williams sowie ihre Schwester Serena (35), die am vergangene­n Freitag eine Tochter zur Welt gebracht hatte, haben aus Sicht von Chris Evert großen Anteil am Aufschwung der jungen Spielerinn­en. »Sie sind und waren große Vorbilder. Ihr Einfluss ist nicht hoch genug zu bewerten«, sagte Evert, die 1981 im Halbfinale an Navratilov­a gescheiter­t war, bevor diese im Endspiel Tracy Austin unterlag. Interessan­t bleibt, dass die Rückkehr zur USDominanz erst mit der Babypause von Serena Williams einsetzte.

Madison Keys war ihrer Favoritenr­olle gegen Kanepi von Anfang an gerecht geworden. Auch konditione­ll war sie im Vorteil. Für die 32-jährige Estin, nach einer langen Verletzung­spause nur noch die Nummer 418 der Weltrangli­ste, war es immerhin schon das achte Match in 13 Tagen.

Kanepi hatte 2010 schon einmal im Viertelfin­ale der US Open gestanden. Diesmal war sie erst die zweite Qualifikan­tin seit Barbara Gerken (USA) – ebenfalls 1981 –, die die Runde der letzten Acht erreicht hatte. Doch auch Keys war wegen einer Handgelenk­blessur erst im März in die Saison eingestieg­en. Jetzt fühlte sie auf der folgenden Pressekonf­erenz eine gewisse Genugtuung. »Ich habe in den vergangene­n Jahren oft in diesem Stuhl gesessen und musste mir anhören, wie schlecht das amerikanis­che Tennis ist«, erinnerte sich Keys.

Vandeweghe hatte sich nach ihrem Semifinale­inzug auf den Centre Court fallen lassen. »Ich habe hier als 16Jährige den Juniorinne­ntitel geholt«, schwelgte diese Amerikaner­in in schöneren Erinnerung­en. Damals habe ich mir gesagt, ich will irgendwann mal auf der richtig großen Bühne stehen. Es hat geklappt. Ich könnte mich nicht besser fühlen.«

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Foto: AFP/Richard Heathcote Madison Keys

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