Financial Fairplay auf dem Prüfstand
Nach der Explosion der Transferausgaben in Europas Fußballligen will die UEFA das Prinzip neu definieren. Auch eine Verkürzung der Wechselperiode steht zur Debatte
Neben UEFA-Chef Ceferin spricht sich auch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge für eine Reform des Financial Fairplay aus. Der Transferwahnsinn in diesem Sommer hat Karl-Heinz Rummenigge zwar nicht um den Schlaf gebracht, den Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters Bayern München aber zumindest alarmiert. Um den Markt nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, hält Rummenigge eine Verschärfung der finanziellen Spielregeln im europäischen Klubfußball für notwendig und steht mit dieser Forderung nicht allein. »Das Financial Fairplay ist kein scharfes Schwert und von einigen Vereinen in Europa nicht so seriös verstanden worden wie ursprünglich gedacht. Deshalb muss es angepasst werden. Man muss bestimmte Dinge verpflichtend machen«, forderte Rummenigge am Donnerstag auf dem 3. Internationalen Fußballkongress der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«.
Nach dem umstrittenen Rekordtransfer des Brasilianers Neymar, der im Sommer für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris St. Germain gewechselt war, sieht Rummenigge die Europäische Fußball-Union in der Pflicht. »Es gibt Vereine, die Finanzströme haben, die nicht bekannt sind, weil sie nicht publiziert werden«, sagte er.
Bei UEFA-Präsident Aleksander Ceferin rennt Rummenigge mit seiner Kritik offene Türen ein. Der Slowene sprach sich auf »sportschau.de« ebenfalls für eine Neuregelung des Financial Fairplay aus: »Wir müssen es anpassen, es modernisieren, und wir müssen etwas für die Ausgeglichenheit des sportlichen Wettbewerbs machen, weil die Schere zwischen den großen und den kleinen Klubs größer und größer wird.«
Allerdings glaubt Ceferin nicht, dass die Entwicklung der enorm hohen Ablösesummen und Gehälter völlig gestoppt werden kann. »Aber wir können sie verlangsamen. Und wir müssen jetzt etwas unternehmen«, sagte er. »Wir denken an eine stärkere Begrenzung der pro Verein registrierten Spieler. Außerdem müssen wir das Verleihen von Spielern begrenzen.«
Zustimmung erhalten der UEFAChef und der Bayern-Boss aus Spanien. Ligapräsident Javier Tebas warnte angesichts der Finanzpolitik von Topklubs wie Paris oder Manchester City vor einer Destabilisierung des europäischen Fußballs. »Beide Vereine zahlen keine Marktpreise, sondern weit darüber hinaus. Das führt zu einer Inflation auf dem Transfermarkt und einer Destrukturierung der nationalen Ligen«, sagte Tebas. »Dieses Finanzdoping schadet dem Fußball sehr.«
PSG habe von 2012 bis 2016 bereits eine Milliarde Euro für neue Spieler ausgegeben, bevor der Verein mit der Neymar-Verpflichtung in eine bisher nicht für möglich gehaltene Dimension vorgestoßen sei. Manchester City investierte in diesem Sommer 234 Millionen Euro, in den fünf Jahren zuvor waren es insgesamt 950 Millionen Euro. »Alle anderen Topvereine können in dieser Größenordnung nicht operieren«, stellte Rummenigge fest.
Ein weiteres drängendes Thema ist die mögliche Verkürzung der Sommertransferperiode, die bislang bis zum 31. August geht. Ceferin nannte Ende Juli als möglichen Termin. »Ich denke, das Fenster ist zu lange offen. Es ist seltsam, dass die Saison beginnt, du für einen Klub spielst und dann wechseln kannst und einfach für den nächsten spielst. Das ist nicht gut für den Wettbewerb. Da sind wir in ernsthaften Gesprächen«, sagte der UEFA-Boss.