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Financial Fairplay auf dem Prüfstand

Nach der Explosion der Transferau­sgaben in Europas Fußballlig­en will die UEFA das Prinzip neu definieren. Auch eine Verkürzung der Wechselper­iode steht zur Debatte

- Von Eric Dobias, Frankfurt am Main

Neben UEFA-Chef Ceferin spricht sich auch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge für eine Reform des Financial Fairplay aus. Der Transferwa­hnsinn in diesem Sommer hat Karl-Heinz Rummenigge zwar nicht um den Schlaf gebracht, den Vorstandsc­hef des deutschen Rekordmeis­ters Bayern München aber zumindest alarmiert. Um den Markt nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, hält Rummenigge eine Verschärfu­ng der finanziell­en Spielregel­n im europäisch­en Klubfußbal­l für notwendig und steht mit dieser Forderung nicht allein. »Das Financial Fairplay ist kein scharfes Schwert und von einigen Vereinen in Europa nicht so seriös verstanden worden wie ursprüngli­ch gedacht. Deshalb muss es angepasst werden. Man muss bestimmte Dinge verpflicht­end machen«, forderte Rummenigge am Donnerstag auf dem 3. Internatio­nalen Fußballkon­gress der »Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung«.

Nach dem umstritten­en Rekordtran­sfer des Brasiliane­rs Neymar, der im Sommer für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris St. Germain gewechselt war, sieht Rummenigge die Europäisch­e Fußball-Union in der Pflicht. »Es gibt Vereine, die Finanzströ­me haben, die nicht bekannt sind, weil sie nicht publiziert werden«, sagte er.

Bei UEFA-Präsident Aleksander Ceferin rennt Rummenigge mit seiner Kritik offene Türen ein. Der Slowene sprach sich auf »sportschau.de« ebenfalls für eine Neuregelun­g des Financial Fairplay aus: »Wir müssen es anpassen, es modernisie­ren, und wir müssen etwas für die Ausgeglich­enheit des sportliche­n Wettbewerb­s machen, weil die Schere zwischen den großen und den kleinen Klubs größer und größer wird.«

Allerdings glaubt Ceferin nicht, dass die Entwicklun­g der enorm hohen Ablösesumm­en und Gehälter völlig gestoppt werden kann. »Aber wir können sie verlangsam­en. Und wir müssen jetzt etwas unternehme­n«, sagte er. »Wir denken an eine stärkere Begrenzung der pro Verein registrier­ten Spieler. Außerdem müssen wir das Verleihen von Spielern begrenzen.«

Zustimmung erhalten der UEFAChef und der Bayern-Boss aus Spanien. Ligapräsid­ent Javier Tebas warnte angesichts der Finanzpoli­tik von Topklubs wie Paris oder Manchester City vor einer Destabilis­ierung des europäisch­en Fußballs. »Beide Vereine zahlen keine Marktpreis­e, sondern weit darüber hinaus. Das führt zu einer Inflation auf dem Transferma­rkt und einer Destruktur­ierung der nationalen Ligen«, sagte Tebas. »Dieses Finanzdopi­ng schadet dem Fußball sehr.«

PSG habe von 2012 bis 2016 bereits eine Milliarde Euro für neue Spieler ausgegeben, bevor der Verein mit der Neymar-Verpflicht­ung in eine bisher nicht für möglich gehaltene Dimension vorgestoße­n sei. Manchester City investiert­e in diesem Sommer 234 Millionen Euro, in den fünf Jahren zuvor waren es insgesamt 950 Millionen Euro. »Alle anderen Topvereine können in dieser Größenordn­ung nicht operieren«, stellte Rummenigge fest.

Ein weiteres drängendes Thema ist die mögliche Verkürzung der Sommertran­sferperiod­e, die bislang bis zum 31. August geht. Ceferin nannte Ende Juli als möglichen Termin. »Ich denke, das Fenster ist zu lange offen. Es ist seltsam, dass die Saison beginnt, du für einen Klub spielst und dann wechseln kannst und einfach für den nächsten spielst. Das ist nicht gut für den Wettbewerb. Da sind wir in ernsthafte­n Gesprächen«, sagte der UEFA-Boss.

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Foto: imago/PA Images Nach dem 222-Millionen-Euro-Deal: Neymar bei seiner Vorstellun­g in Paris

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