nd.DerTag

Komplizens­chaft beenden

Aert van Riel über den Besuch der Bundestags­abgeordnet­en in Konya

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Trotz aller Konflikte zwischen Deutschlan­d und der Türkei wird Ankara aus Sicht von Berlin noch gebraucht. Spitzenpol­itiker der Großen Koalition haben sich zwar inzwischen dafür ausgesproc­hen, dass die EU-Beitrittsv­erhandlung­en, die in der Vergangenh­eit ohnehin kaum vorangekom­men waren, abgebroche­n werden sollten, aber zugleich wollen sie die Türkei in der NATO halten. Das Land spielt nämlich nicht nur bei der Flüchtling­sabwehr an der europäisch­en Außengrenz­e eine wichtige Rolle, sondern es bietet auch geeignete Stützpunkt­e für Militärein­sätze in den Nachbarlän­dern Irak und Syrien. Diese Punkte waren entscheide­nd dafür, dass die Bundesregi­erung den bizarren Bedingunge­n Erdogans zugestimmt hat, wonach Bundestags­abgeordnet­e nun nur unter dem Dach der NATO die Soldaten der Bundeswehr im türkischen Konya besuchen durften und Journalist­en aus Berlin und Brüssel außen vor blieben.

Kritik daran, wie sie auch von Abgeordnet­en der LINKEN geäußert wurde, mag aus ihrer Sicht berechtigt sein, weil sie sich ohne jegliche Einschränk­ungen ein Bild von der Lage in Konya machen wollen. Der Wert dieser Informatio­nen sollte aber nicht überschätz­t werden. Wichtiger als die Besuchsrec­hte der Parlamenta­rier ist der Einsatz für einen Abzug der Bundeswehr und für das Ende der deutschen Komplizens­chaft mit einem Staat, der sich zu einer Diktatur mit faschistis­chen Zügen entwickelt hat. Diese Ziele der LINKEN dürfen nicht durch andere Aussagen überdeckt werden.

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