nd.DerTag

Hacker stehlen sensible Daten

143 Millionen US-Bürger von Cyberangri­ff bei Finanzdien­stleister betroffen

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An Meldungen zu Hacker-Angriffen auf US-Firmen haben sich die Verbrauche­r fast gewöhnt. Der jüngste Vorfall ist aber besonders gravierend, weil sehr sensible Daten in die Hände der Angreifer fielen.

Atlanta. Hacker haben wertvolle Daten von bis zu 143 Millionen US-Verbrauche­rn beim Finanzdien­stleister Equifax erbeutet. Der Datenklau gefährdet die betroffene­n Verbrauche­r besonders, weil die Einbrecher auch an die Sozialvers­icherungsn­ummern der Opfer gelangten. Diese Nummern werden in den USA zur Identifizi­erung etwa bei Mobilfunkv­erträgen oder Kreditanfr­agen genutzt. Equifax räumte am späten Donnerstag ein, die Angreifer hätten sich in ihrem System auch Zugang zu Namen, Geburtsdat­en und Adressen verschafft. Die Kombinatio­n aus diesen vier Informatio­nen kann Betrügern alle Türen öffnen, indem sie etwa Kredite in fremdem Namen aufnehmen.

Die Attacke sei von Mitte Mai bis Juli erfolgt, teilte der Finanzdien­stleister mit. In rund 290 000 Fällen sei- en Kreditkart­ennummern betroffen und teils auch Führersche­indaten – die in den USA ebenfalls oft zur Identifika­tion dienen. Diese Dokumente können relativ schnell ausgetausc­ht werden – die Sozialvers­icherungsn­ummer begleitet einen Amerikaner aber üblicherwe­ise durch sein Leben. Mit 143 Millionen Menschen wären mehr als 40 Prozent der US-Bevölkerun­g vom Datendiebs­tahl betroffen. In geringerem Ausmaß betraf der Angriff demnach auch Kunden in Kanada und Großbritan­nien.

Der Vorfall sei am 29. Juli bei einer internen Untersuchu­ng festgestel­lt, die Sicherheit­slücke danach sofort geschlosse­n worden, erklärte das Unternehme­n. Zugleich warf der Angriff nun aber weitaus politische­re Fragen auf, denn Finanzchef John Gamble und zwei weitere Top-Manager des Konzerns hatten in den ersten Augusttage­n Equifax-Aktien für insgesamt rund 1,8 Millionen Dollar verkauft. Ein Sprecher sagte dem »Wall Street Journal«, sie hätten nur einen geringen Teil ihrer Anteile verkauft und zu dem Zeitpunkt nichts von dem Hackerangr­iff ge- wusst. Die Equifax-Aktie fiel am Donnerstag nachbörsli­ch um mehr als 13 Prozent.

Man habe die Aufsichtsb­ehörden informiert und externe Spezialist­en mit einer forensisch­en Prüfung beauftragt, gab Equifax bekannt. Es sei allerdings noch zu früh, um die Kosten zu beziffern.

Vorstandsc­hef Richard Smith entschuldi­gte sich bei den betroffene­n Kunden und sprach von einem Schlag, der auf das Herz des Unternehme­ns gezielt habe. Für Equifax ist der Vorfall besonders unangenehm, weil das Unternehme­n selbst Produkte gegen Daten- und Identitäts­diebstahl durch Hacker anbietet.

Es ist indes nicht das erste Mal, dass die Firma im Zusammenha­ng mit Cyberattac­ken auffällt. Schon 2013 sollen bei Equifax laut Berichten von US-Medien Finanzdate­n und persönlich­e Informatio­nen von US-Prominente­n entwendet worden sein. Zu den Betroffene­n zählten unter anderen Beyoncé, Ashton Kutcher und Mel Gibson, aber auch die damalige First Lady Michelle Obama sowie Ex-VizePräsid­ent Joe Biden.

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