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Bündnis für mehr Videoüberw­achung startete Unterschri­ftensammlu­ng für Volksbegeh­ren

- Von Jérôme Lombard

Das Ziel des »Aktionsbün­dnisses für mehr Videoaufkl­ärung und Datenschut­z« ist die Ausweitung der Videoüberw­achung. Seit dieser Woche können die Berliner für die Initiative unterschre­iben. Bis zu 2000 neue Videokamer­as an kriminalit­ätsbelaste­ten Orten, Justizgebä­uden und großen Fahrradste­llplätzen: Das ist das Ziel des »Aktionsbün­dnisses für mehr Videoaufkl­ärung und Datenschut­z«. Per Volksentsc­heid soll der dauerhafte und punktuelle Einsatz von Videoüberw­achung in Berlin umgesetzt werden. Seit dieser Woche sammelt das Aktionsbün­dnis Unterschri­ften.

Am vergangene­n Dienstag hatten die maßgeblich­en Initiatore­n der parteiüber­greifenden Initiative, ExJustizse­nator Thomas Heilmann (CDU) und Neuköllns ehemaliger Bezirksbür­germeister Heinz Buschkowsk­y (SPD), den Gesetzesen­twurf vorgestell­t. Während die rot-rot-grüne Koalition Videoüberw­achung bislang nur anlassbezo­gen und temporär zulässt, will das Bündnis die Kompetenze­n der Polizei deutlich ausweiten. Auch soll intelligen­te Videotechn­ik zum Einsatz kommen, die in Analysepro­grammen Fotos hinsichtli­ch ihrer Relevanz für Straftaten filtert und irrelevant­e Daten autonom löscht. Der Gesetzentw­urf sieht zudem die Gründung eines neuen Instituts für Kriminalpr­ävention vor. Dieses soll die Wirkung der Videoüberw­achung erforschen und laufend weiterentw­ickeln.

Mit diesen Mitteln, so die Argumentat­ion des Bündnisses, könnten Verbrechen schneller aufgeklärt, Täter überführt und Opfer besser geschützt werden. Zudem hätte die Ausweitung der Videoüberw­achung eine präventive Funktion. Die Kosten für die angestrebt­e Pilotphase von fünf Jahren sollen sich auf 50 Millionen Euro belaufen.

Unterstütz­ung für das Bündnis kommt von der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP). »Die Initiatore­n haben uns ihre Ideen und Pläne vorgestell­t. Diese decken sich mit den Erfahrunge­n und daraus entstanden­en Bedürfniss­en der alltäglich­en Polizeipra­xis«, sagte Detlef Herrmann, stellvertr­etender Landesvors­itzender der GdP. Ihm sei zwar jeder neu eingestell­te Kollege lieber als eine Kamera. Da eine Neueinstel­lungswelle aber nicht in Sicht sei, »wäre es fahrlässig, sich den technische­n Möglichkei­ten weiter zu verschließ­en«, sagte Hermann.

Auch die CDU will den Volksentsc­heid. »Die CDU Berlin unterstütz­t das Volksbegeh­ren, weil wir wie 80 Prozent der Berliner Bevölkerun­g für mehr Sicherheit auf öffentlich­en Plätzen sind«, sagte die CDU-Landesvors­itzende Monika Grütters, Nach einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Forsa vom Januar wollen rund 80 Prozent der Berliner mehr Videoüberw­achung.

Der Gesetzesvo­rschlag schaffe einen Ausgleich zwischen dem Schutz der Allgemeinh­eit und dem Schutz der Privatsphä­re, sagte Grütters. Die CDU will die Initiative mit Informatio­nsflyern, Plakaten und Videospots unterstütz­en.

Niklas Schrader, datenschut­zpolitisch­er Sprecher der Linkfrakti­on im Abgeordnet­enhaus, sieht das Volksbegeh­ren hingegen kritisch. »Ich finde das vom Bündnis vorgestell­te Überwachun­gsszenario ziemlich gruselig«, sagte Schrader. Mehr Kameras würden nicht automatisc­h mehr Sicherheit bringen. Das Vorhaben sei außerdem aus datenschut­zrechtlich­er Perspektiv­e äußerst fragwürdig. »Wir LINKEN werden uns mit guten Argumenten gegen den Volksentsc­heid stark machen«, sagte Schrader.

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