nd.DerTag

Wohlstand

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Wenn Angela Merkel spricht, fällt meist auch ein Satz – so oder so ähnlich: »Den Menschen in Deutschlan­d ging es noch nie so gut.« Doch wie misst man so etwas? Meist wird von materielle­m Wohlstand gesprochen, in der öffentlich­en Debatte spielt dann das Bruttoinla­ndsprodukt BIP als Indikator die Hauptrolle. Es bezeichnet den Gesamtwert aller Waren und Dienstleis­tungen, die binnen eines Jahres in einem Land produziert wurden nach Abzug aller Vorleistun­gen. Wenn man die Änderungen aller Preise der Volkswirts­chaft berücksich­tigt, ist das reale BIP seit 1991 um über 30 Prozent gestiegen, das klingt nach wachsendem Wohlstand. Aber für alle? Die gewerkscha­ftsnahe Hans-Böckler-Stif- tung veröffentl­icht mit dem Nationalen Wohlfahrts­index NWI einen alternativ­en Indikator, er bezieht anders als das BIP beispielsw­eise auch die Verteilung der Einkommen, den Ressourcen­verbrauch, die Umweltbela­stungen sowie Wertschöpf­ung durch Hausarbeit und zum Teil öffentlich­e Ausgaben für Gesundheit und Bildung mit ein – weil diese sich auch auf den Wohlstand auswirken. Während die Lage gemäß BIP immer besser zu werden scheint, zeigt sich im NWI ein anderes, wechselhaf­teres Bild. Trotz Steigerung in den letzten beiden Jahren lag der Wohlstand nach dem NWI im Jahr 2015 lediglich auf dem Niveau von 1995. Hauptgrund: die gestiegene Einkommens­ungleichhe­it.

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