Materielle Deprivation
Wenn Sozialwissenschaftler von Deprivation sprechen, dann meinen sie damit allgemein einen Zustand der Entbehrung, der Benachteiligung. Das Wort stammt vom lateinischen deprivare – und bedeutet »berauben«. Von materieller Deprivation betroffen sind also Menschen, die aufgrund ihrer sozialen Lage unfreiwillig auf Dinge verzichten müssen, die von den meisten Menschen als wünschenswert oder gar notwendig für eine angemessene Lebensführung angesehen werden. In der EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EUSILC) wird so der prozentuale Anteil jener Menschen gemessen, die sich aus einer Liste von neun Ausgaben (einen einwöchigen Jahresurlaub an einem anderen Ort, jeden zweiten Tag eine Fleisch-, Geflügel- oder Fischmahlzeit, angemessene Beheizung der Wohnung, langlebige Gebrauchsgüter wie Waschmaschine, Farbfernseher, Telefon oder Auto, Bedienung von Schulden, Rechnungen für Versorgungsleistungen wie Strom, Wasser, Gas und Mietkaufraten oder sonstige Kreditzahlungen) mindestens drei nicht leisten können. Von »erheblicher materieller Deprivation« spricht man, wenn sich Betroffene mindestens vier dieser Ausgaben nicht leisten können. Laut dem Statistischen Bundesamt schwankt die Zahl der Haushalte, die unter erzwungener Unterversorgung mit Alltagsgütern leiden und so in besonderem Maße einschränkt sind, seit 2005 um fünf Prozent.