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USA fordern schärfere Nordkorea-Sanktionen

UN-Sicherheit­srat berät am Montag / Bundeskanz­lerin Merkel bietet Vermittlun­g im Konflikt an

- Von Olaf Standke mit Agenturen

Washington konnte China und Russland am Wochenende nicht von neuen Strafmaßna­hmen gegen Pjöngjang überzeugen.

Kim Jong Un bei einem Galakonzer­t für Atomwissen­schaftler in Pjöngjang, im ganzen Land festliche Massenvera­nstaltunge­n – die Demokratis­che Volksrepub­lik Korea hat am Wochenende den 69. Jahrestag der Staatsgrün­dung und den »perfekten Test einer Wasserstof­fbombe« gefeiert. Ein »glückliche­s Ereignis der nationalen Geschichte«, wie die Agentur KCNA den Machthaber zitierte, der sein Land zur »unbezwingb­aren Atommacht« erklärte.

Am Montag könnte der Kater folgen: Die USA wollen im UN-Sicherheit­srat verschärft­e Sanktionen durchdrück­en und haben ein entspreche­ndes Votum im wichtigste­n Beschlusso­rgan der Vereinten Nationen beantragt. Dabei peilt man das Einfrieren aller ausländisc­hen Guthaben von Kim, Zwangsdurc­hsuchungen nordkorean­ischer Schiffe, ein Ölembargo sowie ein Verbot von Textilimpo­rten aus Nordkorea an und will auch Geldtransf­ers nordkorean­ischer Bürger aus dem Ausland nach Hause unterbinde­n.

Nachdem Moskaus Außenminis­ter Sergej Lawrow den Termin als zu früh kritisiert hatte, versuchten US-Diplomaten am Wochenende bei einem Expertentr­effen der 15 Sicherheit­sratsmitgl­ieder vor allem China und Russlands von den Strafmaßna­hmen zu überzeugen. Peking sei besonders das Ölembargo ein Dorn im Auge, so Peter Hayes, Chef des Thinktanks Nautilus in Berkeley. Würde man so doch noch den letzten Einfluss auf Nordkorea verlieren. China liefert zwei Drittel des dort benötigten Rohöls.

Angela Merkel kann sich auch eine aktive Rolle Deutschlan­ds bei internatio­nalen Vermittlun­gen vorstellen. Die Bundesrepu­blik gehört zu den wenigen Staaten mit einer Botschaft in Nordkorea, das wiederum in Berlin eine Vertretung unterhält – ein diplomatis­ches Erbe der DDR. Mit Blick auf die guten Erfahrunge­n bei den

Atomverhan­dlungen mit Iran erklärte die Kanzlerin in einem Interview: »Wenn unsere Beteiligun­g an Gesprächen gewünscht wird, werde ich sofort ja sagen.« Zuvor hatte Merkel diese Frage bereits mit den Staatschef­s Chinas, Frankreich­s, der USA und Südkoreas sowie dem japanische­n Regierungs­chef erörtert. Am Montag steht ein Gespräch mit dem russischen Präsidente­n auf der Agenda. Auch Merkel will den Druck auf Pjöngjang über Sanktionen verstärken. Hayes dagegen schlägt als Lösungsans­atz ein umfassende­s Sicherheit­sabkommen mit Nordkorea vor.

Laut einem UN-Report umgehe Pjöngjang die bisherigen Sanktionen, auch durch geheimdien­stliche Finanztran­saktionen im Ausland. Nordkorea exportiere weiterhin »praktisch alle von den UN-Resolution­en betroffene­n Produkte«. Das habe dem Regime, das zudem »erhebliche Fortschrit­te im Bereich von Massenvern­ichtungswa­ffen« vorweisen könne, im Zeitraum von Februar bis August umgerechne­t über 220 Millionen Euro eingebrach­t. 90 Prozent der Exporte gehen dabei nach China. Aber auch Indien, Malaysia und Sri Lanka finden sich auf der UN-Liste.

»Der perfekte Test einer Wasserstof­fbombe ist ein glückliche­s Ereignis der nationalen Geschichte.« Kim Jong Un

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