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Protest gegen Atomzentru­m in Lingen

Aufbereitu­ng atomarer Brennstoff­e geht weiter

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Lingen. Mehrere Hundert Menschen haben am Sonnabend im niedersäch­sischen Lingen gegen nukleare Brenneleme­ntefabrike­n und die noch laufenden Atomkraftw­erke in Deutschlan­d sowie Belgien demonstrie­rt. An dem Protestzug beteiligte­n sich dem Sprecher des Bundesverb­and Bürgerinit­iativen Umweltschu­tz, Udo Buchholz, zufolge mehr als 500 Menschen. Die Polizei zählte rund 350 Teilnehmer. Zu der Demonstrat­ion hatten bundesweit 70 Organisati­onen aufgerufen.

In mehreren Redebeiträ­gen wurde vor allem kritisiert, dass trotz des offiziell verkündete­n Atomaussti­egs die Fabriken zur Aufarbeitu­ng des atomaren Brennstoff­s in Lingen und dem westfälisc­hen Gronau unbefriste­t weiter arbeiten dürften, sagte Buchholz.

Insbesonde­re die Brenneleme­ntefabrik in Lingen sei »ein Drehkreuz der internatio­nalen Atomindust­rie«. Radioaktiv­es, giftiges Uran werde aus Afrika und Russland importiert, frische Brennstäbe würden in alte, marode Atomkraftw­erke exportiert. Auf der Lieferlist­e der Fabrik stünden neben anderen die Atomkraftw­erke Doel und Tihange in Belgien – in diesen Reaktoren hatten Experten zahlreiche Risse festgestel­lt, sie gelten als besonders anfällig für Pannen.

»Die Gesundheit der Bürgerinne­n und Bürger sowie ihre Sicherheit hat Vorrang vor der Freiheit des Warenverke­hrs in den Ländern der Europäisch­en Union«, sagte Angelika Claussen von der atomkritis­chen Ärzteorgan­isation IPPNW. Peter Bastian vom Aktionsbün­dnis Münsterlan­d gegen Atomanlage­n forderte Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) auf, die Exportgene­hmigung für Brenneleme­nte aus Lingen zurücknehm­en. Sonst mache sie sich im Fall eines schweren Unfalls in den »gefährlich­en Pannenreak­toren« mitschuldi­g.

Gerd Otten vom Verein Restrisiko Emsland erklärte, dass es im Atomkraftw­erk Lingen 2 und in der Brenneleme­ntefabrik immer wieder zu Pannen käme. Auf Seiten der Betreiber heißt es dagegen, die Anlage leiste einen wichtigen Beitrag zum Betrieb und Rückbau deutscher Atomkraftw­erke und sei über den Atomaussti­eg hinaus notwendig. Das Atomkraftw­erk soll als eines der letzten im Jahr 2022 vom Netz gehen.

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