nd.DerTag

Korrektiv der Kanzlerin

Aert van Riel über die Kernverspr­echen des SPD-Kanzlerkan­didaten

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Zwei Wochen vor der Bundestags­wahl scheint das Rennen schon gelaufen zu sein. SPD, Grüne und FDP kämpfen nur noch darum, ein möglichst gutes Ergebnis als potenziell­e Juniorpart­nerin der Union einzufahre­n. In diesem Zusammenha­ng sind auch die Verspreche­n zu bewerten, die Martin Schulz nun verkündet hat. Der Sozialdemo­krat hat den Auftrag, der Öffentlich­keit bis zum Wahlabend zu suggeriere­n, dass er als Kanzlerkan­didat noch eine Chance hat. Doch hinter den Kulissen dürften sich die Parteistra­tegen längst auf eine Neuauflage von Schwarz-Rot vorbereite­n.

Mit seiner Ankündigun­g, für mehr Lohngerech­tigkeit zu sorgen und gegen die willkürlic­he Befristung von Arbeitsver­trägen vorzugehen, hat Schulz immerhin angedeutet, dass die SPD weiter bemüht sein wird, als soziales Korrektiv zu wirken. Mehr soll es nicht sein. Eine deutliche Abgrenzung von Kanzlerin Angela Merkel hat Schulz im Wahlkampf vermieden. Zudem können die Projekte der SPD in Koalitions­verhandlun­gen verwässert werden. Beispiele hiefür waren in der zu Ende gehenden Legislatur­periode die Mietpreisb­remse und der Mindestloh­n. Die Krise, in der sich die Partei befindet, ist hausgemach­t. Nach den Niederlage­n bei den beiden letzten Bundestags­wahlen wurde nur das Personal teilweise ausgewechs­elt. Inhaltlich hat sich seitdem zu wenig in der SPD verändert.

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