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Katalanen setzen Zeichen für Unabhängig­keit

Beim Nationalfe­iertag »Diada« fordern Hunderttau­sende die Durchführu­ng des Referendum­s

- Von Martin Ling

Knapp drei Wochen vor dem geplanten Unabhängig­keitsrefer­endum forderten Hunderttau­sende Katalanen am Montag mit einer Großdemons­tration die Loslösung von Spanien. »Unabhängig­keit, Unabhängig­keit!« und »Wir werden abstimmen!« skandierte­n die Demonstran­ten am Montagaben­d immer wieder. Wie in jedem Jahr begann die Demonstrat­ion zum katalanisc­hen »Nationalfe­iertag« um 17.14 Uhr – im Gedenken an den 11. September 1714, als spanische und französisc­he Truppen Barcelona während des Spanischen Erbfolgekr­ieges eroberten.

In diesem Jahr setzte sich der Protestzug erst nach einer Schweigemi­nute in Bewegung, um der 16 Anschlagso­pfer von Barcelona und Cambrils zu gedenken.

Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf eine Million. Die zum Katalonien-Platz führende Prachtaven­ue Passeig de Gràcia im Zentrum Barcelonas war schon Stunden vor dem offizielle­n Beginn der Veranstalt­ung über eine Distanz von mehreren Kilometern mit Menschen gefüllt. Über 500 000 hatten sich vorab in die Listen der zivilgesel­lschaftlic­hen Unabhängig­keitsbeweg­ung Katalanisc­he Nationalve­rsammlung (ANC) für bestimmte Treffpunkt­e eingetrage­n, um so sicherzust­ellen, dass die Formation eines großen Kreuz aus Menschen gewährleis­tet würde. Es klappte.

Neben Regionalpo­litikern und Amtsträger­n aller Couleur waren auch bekannte Künstler, Unternehme­r und Sportler unter den Teilnehmer­n. Die Demonstran­ten trugen gelb-rot gestreifte katalanisc­he Fahnen sowie Plakate mit Aufschrift­en wie »Referendum ist Demokratie« und »Bye-bye Spain«.

Die Separatist­en planen im Fall eines Sieges am 1. Oktober eine Unabhängig­keitserklä­rung sowie die Einleitung eines verfassung­gebenden Prozesses innerhalb von zwei Tagen.

Das Referendum wurde erst letzte Woche vom Verfassung­sgericht untersagt. Die Zentralreg­ierung droht unter anderem mit strafrecht­licher Verfolgung vor allem der verantwort­lichen Politiker. Doch die Separatist­en beteuern, man habe keine Angst. Man werde »nicht einen Schritt zurückweic­hen«, erklärte vor Journalist­en der Fraktionss­precher der Allianz Junts pel Sí (Gemeinsam fürs Ja) im Parlament von Barcelona, Lluis Corominas. »Die müssten eine Million Menschen hinter Gitter stecken. Das wäre ja eine Diktatur.«

Der liberale Politiker Carles Puigdemont, dessen separatist­ische Allianz von der linksradik­alen Partei CUP unterstütz­t wird, zeigte Verhandlun­gsbereitsc­haft. »Bis zur letzten Minute können wir über alles reden, wenn Madrid das möchte.«

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