nd.DerTag

Hoffnung auf einen heißen Herbst

Nelli Tügel über erste Proteste gegen Emmanuel Macrons Arbeitsrec­htsreform

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»Jetzt geht’s los«, mag so mancher denken, der sich schon fragte, wo eigentlich der berühmt-berüchtigt­e Widerstand der französisc­hen Gewerkscha­ften bleibt in Anbetracht der Einschnitt­e in Arbeitnehm­errechte, die Staatspräs­ident Emmanuel Macron in Windeseile durchsetze­n möchte. Dass die als Arbeitsrec­htsreform getarnten Angriffe nun doch nicht stillschwe­igend akzeptiert werden, kann vielen frustriert­en Franzosen sicherlich etwas Hoffnung und Zuversicht zurück geben. Wer sich nun aber schon die Hände reibt in Erwartung einer Neuauflage der Bewegung Nuit Debout, die 2016 das Land wochenlang in Atem hielt, könnte dennoch enttäuscht werden.

Denn dass der Aktionstag der linken CGT Monate nachdem die Arbeitsrec­htsreform auf den Weg gebracht wurde stattfinde­t, hat zwar auch etwas mit der französisc­hen Sommerpaus­e zu tun. Vor allem aber drückt das späte Aufbegehre­n aus, dass es in den französisc­hen Gewerkscha­ften ein durchaus ambivalent­es Verhältnis zu den Macronsche­n Reformen gibt. Die meisten von ihnen haben daher nicht zu dem Aktionstag am Dienstag aufgerufen. Und: Selbst 2016 wurde das Loi Travail, gegen das sich die riesigen Demonstrat­ionen, Platzbeset­zungen und Streiks richteten, am Ende ja durchgeset­zt. Einfach wird es also nicht, Macron noch zu stoppen. Aber – um nicht ein altgedient­es Brecht-Bonmot bemühen zu müssen – einen Versuch ist es allemal wert!

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