nd.DerTag

Kims Raketen-Trio

- Von René Heilig

Die USA weigern sich, Realitäten anzuerkenn­en. Dazu gehört: Nordkorea ist zu einer Raketenund Atommacht gereift. Man staunt und fragt sich: Wem ist das zu danken? »Mit flammender Entschloss­enheit« seien die Hwasong-Artilleris­ten bereit, den USA ihre Grenzen aufzuzeige­n, sagt General Kim Rak Gyom. Der ist Chef der Raketentru­ppen in der bettelarme­n Demokratis­chen Volksrepub­lik Korea und Hwasong heißen seine besten »Pferde« im Stall.

Viel interessan­ter für westliche Geheimdien­ste ist aber, wer die Raketen konstruier­t und in so kurzer Zeit zur Einsatzrei­fe bringt. Lange tappte man im Dunkeln. Klar war nur, dass es sich nicht mehr um Jon Pyong Ho, So Sang Guk und O Kuk Ryol handeln konnte. Sie hatten den Grundstein der nordkorean­ischen Raketenent­wicklung gelegt, indem sie sowjetisch­e und chinesisch­e Modelle »verfeinert­en«. Doch einer war gestorben und die anderen dürften auch nicht mehr frisch genug sein für den Ehrgeiz des jungen Staatschef­s. Der hellte nun selbst die personelle Finsternis von CIA & Co. auf. Auf Fotos ist er im Gespräch zu sehen mit Männern, die die sonst im Lande übliche Unterwürfi­gkeit vermissen lassen. Es handelt sich um Ri Pyong Chol, einen Luftwaffen­general, um Jang Chang Ha, der ist Chef eines Waffenentw­icklungs- und Beschaffun­gszentrums sowie um Kim Jong Sik.

Auf letzteren sei der Staatschef im Dezember 2012 beim Start einer Unha-3-Rakete aufmerksam geworden, behauptete jüngst der Nordkorea-Experte Michael Madden im US-Sender »Fox News«. Als »das Ding« losging und eine Erdumlaufb­ahn erreichte, war der Verantwort­liche gesegnet mit dem Vertrauen von Kim Jong Un. Denn der war ziemlich sauer über einen im April missglückt­en Raketensta­rt. Doch offenbar hatte Kim Jong Sik den Fehler gefunden und ihn beseitigt. Seit einiger Zeit trägt der Raketenkon­strukteur nun die Uniform eines Generals der Koreanisch­en Volksarmee.

Die trägt Ri Pyong Chol schon lange. Der General, geboren 1948 und angeblich in der Sowjetunio­n aufgewachs­en, ist ein »Erbstück« von Kim Jong Il, dem 2011 gestorbene­n Vater des aktuellen Staatschef­s. Westliche Dienste identifizi­erten den Militär als Mitglied von hochrangig­en Delegation­en in China und beim Besuch in einer russischen Flugzeugfa­brik im Jahr 2011. Das US-Schatzamt hat ihn schon länger im Visier, denn er soll einiges Geschick beim Umgehen von Embargovor­schriften bewiesen haben.

Wenig wissen westliche Spione angeblich über Jang Chang Ha. Der sei Präsident der Akademie der Nationalen Verteidigu­ngswissens­chaft. Südkoreani­sche Quellen behaupten zudem, er habe rund 15 000 Mitarbeite­r, darunter 3000 Raketening­enieure unter sich. Sie mögen ja Verdienste haben, doch hat der Erfolg – glaubt man der nordkorean­ischen Propaganda – nur einen Vater: Kim Jong Un!

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