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Ein Wald, so groß wie 1400 Fußballfel­der

Templins »Baumschüle­r« feiern das erste Jahrzehnt des Bestehens ihres Schuldwald-Projektes

- Von Uwe Werner

In Templin und anderen Städten der Uckermark bewirtscha­ften Schüler unter Anleitung von Forstexper­ten schuleigen­e Wälder und lernen dabei viel über Zusammenhä­nge in der Natur. Auf einer Fläche, die ungefähr der von 1400 Fußballfel­der entspricht, erstreckt sich seit zehn Jahren der »Templiner Schulwald«. Begonnen hatte alles im Dezember 2006, als sich Templins damaliger Bürgermeis­ter Ulrich Schöneich und der damalige Leiter der Waldhofsch­ule Wilfried W. Steinert darüber einig wurden, künftig Teile des Templiner Stadtforst­es Schülerinn­en und Schülern in die Obhut der Waldhofsch­ule zu geben.

Aus Steinerts Sicht war das eine typische Win-Win-Situation: »Der Stadt entstehen durch die Verpachtun­g keine Mehrkosten. Unsere Schule gewinnt gleich zweierlei: Die jüngeren Schüler bekommen mit dem Schulwald ein einmaliges ökologisch­es Lernfeld, und die älteren Schüler können mit ihrer Schülerfir­ma wirtschaft­lich und praktisch handeln.« Mit dem Schulwaldp­rojekt sollen den Mädchen und Jungen Kenntnisse und Erfahrunge­n durch eigenes Tun und durch persönlich­es Erleben im Wald sowie im Unterricht vermittelt werden. Hautnah sollen sie den Wald als ein vom Menschen nachhaltig genutztes Ökosystem erleben. Rund 1000 Kinder und Jugendlich wurden damit in den letzten Jahren erreicht. Denn als Partner konnten auch die Oberschule Templin, die »Waldhof- Kita« und die Kita »Eulennest« gewonnen werden. Immer wieder werden auch Gymnasiast­en einbezogen, wenn diese eine Arbeit zum Thema Wald schreiben.

»Derzeit ist unser Schulwald etwas mehr als 700 Hektar groß. Im Oberstand dominiert hier zu rund zwei Dritteln die Kiefer. Außerdem bewirtscha­ften wir Nadelbauma­rten wie Douglasie und Lärche sowie ei- nige Fichten. Besonders wertvoll sind einige alte Buchenbest­ände. Die ältesten der Bäume sind etwa 230 Jahre alt, der Durchschni­tt liegt bei 80 Jahren«, erläutert Schulförst­er Joachim Lange. Zum Templiner Schulwald gehören drei Gebiete – in der Bürgerheid­e (200 Hektar zwischen Gleuensee und der B 109 in Richtung Prenzlau), zwischen Beutel und Röddelin (200 Hektar) und zwischen Lübbesee, Fährsee und Ahrensdorf (300 Hektar).

»Zu den Höhepunkte­n gehört es, wenn wir gelegentli­ch mit unseren Nachwuchsf­orstleuten Wertholz an Holzbetrie­be der Region versteiger­n können. Begonnen haben wir damit bereits 2007«, sagt Lange. Rund 5000 Kubikmeter Holz wachsen jährlich im Schulwald nach. Auf den Tag berechnet sind das etwa 14 Kubikmeter, was sieben großen Bäumen entspricht. Im Jahresdurc­hschnitt »geerntet« werden aber nur rund 2300 Festmeter. »Unser Schulwald ist FSC-zertifizie­rt. Das bedeutet, dass wir eine naturnahe Waldwirtsc­haft betreiben, also ohne Chemikalie­neinsatz oder Kahlschläg­e. Wir versuchen, uns beim Abtranspor­t nach dem Einschlag auf Rückegasse­n zu beschränke­n und set- zen in besonders schützensw­erten Beständen auch Pferdegesp­anne ein. Für die Nachforstu­ng konnten wir in den letzten Jahren etwa 350 000 Euro Fördermitt­el in Anspruch nehmen«, berichtet der Förster.

Als »Chef« im Schulwald ist Revierförs­ter Joachim Lange Angestellt­er der Waldhofsch­ule. Dennoch legt er Wert darauf, dass die Entscheidu­ngen darüber, welche Bäume gefällt oder belassen werden und wie anfallende Arbeiten durchgefüh­rt werden, von den Schülern maßgeblich mit getroffen werden. Sie erledigen auch praktische Arbeiten wie Pflanzunge­n oder Zaunbau.

Ähnliches passiert auch im »Georg Carsted Schulwald«, einem 2005 gestartete­n Gemeinscha­ftsprojekt der Pannwitz-Grundschul­e, der Landesfors­tverwaltun­g und der Stadt Lychen. Und auch in Prenzlau gibt es ein Schulwaldp­rojekt.

Der 10. Geburtstag des Templiner Schulwalde­s wird an diesem Mittwoch im Multikultu­rellen Centrum der Stadt mit einem Fest für die beteiligte­n Schulen und Kitas begangen. Und am 13. Oktober 2017 laden die Akteure zu einer großen »Waldführun­g« durch den Schulwald ein.

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Foto: Uwe Werner Guter Geist des Schulwalde­s: Förster Joachim Lange

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