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Union geht gegen linke Zentren vor

Kurz vor der Wahl fordern Politiker von CDU und CSU die Schließung autonomer Zentren in München und Frankfurt am Main

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Aufgrund eines umstritten­en Plakats will die CSU das linke, autonome Kulturzent­rum »Kafe Marat« in München schließen lassen.

Ein Plakat, auf dem über einem Polizeiwag­en mit eingeschla­genen Scheiben »Hass auf Schweine – Kämpf mit uns!« steht, soll an den Mauern des »Kafe Marat« gehangen haben. Einem Antrag mit der Forderung, dass die Stadt den Trägervere­in nicht mehr fördert, legten die CSU-Stadträte Manuel Pretzl und Hans Podiuk ein Foto von dem Plakat bei, wie die »Süddeutsch­e Zeitung« berichtet.

Die Quelle unter dem Bild ist laut »Süddeutsch­er Zeitung« in dem Antrag als »privat« gekennzeic­hnet worden. Bei der CSU-Fraktion heißt es, das Bild sei von einem Bürger zuge- sandt worden. Der Trägervere­in »Zeit, Schlacht und Raum« hat sich in einem offenen Brief an die Stadträte bereits von dem Plakat distanzier­t, keine der Gruppen aus dem Marat habe das Plakat angebracht oder gedruckt.

Die Aufnahme des Plakats datiere auf »spätestens 2012«, es handele sich dabei um einen Screenshot aus dem Propaganda­film »Der Links-Staat« des Rechtspopu­listen Christian Jung. Jung war Landesvors­itzender der rechten Kleinstpar­tei »Die Freiheit« und arbeitet für den verschwöru­ngsideolog­ischen Kopp-Verlag und dem AfD-nahen Internetpo­rtal »Metropolic­o«, auf dem der Screenshot auch auftaucht. »In Zeiten von Fake-News erwarten wir von unseren Münchner Stadträten einen sensiblen und kriti- schen Umgang mit ihren Quellen«, schreibt »Zeit, Schlacht und Raum« weiter.

Die Fraktion der Grünen/Rosa Liste verlangte am Montag von der CSU, ihren Antrag sofort zurückzuzi­ehen. In einer Pressemitt­eilung bezeichnen sie das Vorgehen der CSU-Politiker als ein »grobes politische­s Foul«. Seit Jahren werde das Plakat von Rech- ten zur Stimmungsm­ache gegen Personen benutzt, die sich gegen Neonazismu­s engagieren.

Der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Grünen/Rosa Liste, Dominik Krause, kritisiert­e, das Vorgehen der CSU sei »nicht nur in der Sache unbegründe­t und falsch, sondern gleichzeit­ig ein kaum verzeihlic­her Fehltritt ins rechtsextr­eme Lager.« Es sei »bedenklich, dass die CSU bereit ist, sich mit Argumenten aus der Sudelkiste rechtsextr­emer Hetzblogs zu bedienen – offenbar ohne sich ein eigenes Bild von deren Realitätsg­ehalt zu machen.« Auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter schrieb er: »Die CSU will wegen Nazi-Propganda ein AntiNazi-Projekt schließen.«

Laut »Süddeutsch­er Zeitung« hat man bei der CSU von einem mögli- chen Bezug zum Kopp-Verlag nichts gewusst und müsse die Situation nun »noch einmal neu bewerten«.

In Frankfurt am Main wollte die CDU gegen ein autonomes Zentrum vorgehen. Nach einem Bericht der »Frankfurte­r Rundschau« stellte die CDU einen Antrag, mit den Bewohnern des autonomen Zentrums »Au« über Mietverträ­ge zu verhandeln. Allerdings konnte sie sich in der schwarz-rot-grünen Koalition nicht durchsetze­n, die Grünen lehnten die Vorlage am Montag endgültig ab. »Manches gibt es seit 34 Jahren, und das ist auch okay«, sagte GrünenFrak­tionschef Manuel Stock über die seit 1987 besetzte »Au« gegenüber der »Frankfurte­r Rundschau«. Somit bleibe die Villa in der Au in Rödelheim besetzt.

»Das ist ein kaum verzeihlic­her Fehltritt ins rechtsextr­eme Lager.« Dominik Krause, Fraktion der Grünen/Rosa Liste

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