Doppeltes Olympiaglück
Die Vergabe an Paris 2024 und Los Angeles 2028 an diesem Mittwoch ist ausgemacht, nur die Korruptionsaffäre um Rio 2016 trübt die Stimmung
Paris und Los Angeles fiebern beim IOC-Gipfel in Lima dem Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 und 2028 am Mittwoch entgegen. Doch die Korruptionsaffäre belastet das Klima weiterhin. Riesige Vorfreude bei Paris und Los Angeles vor der Krönung zu den neuen Olympiastädten, aber auch Ärger wegen der anhaltenden Korruptionsaffäre um Rio 2016: Die olympische Familie taumelt beim Gipfel des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Perus Hauptstadt Lima weiter zwischen Partylaune und Krisenfrust. »Das ist eine außergewöhnliche Konstellation. Wir werden am Mittwoch hier feiern und sicher auch am Wochenende in Los Angeles«, kündigte LA-Bewerbungschef Casey Wasserman an. Sein Pariser Kollege Tony Estanguet meinte: »Es ist ein großer Gewinn, und wir sind hier, um es zu genießen.«
Alles ist angerichtet, die Vollversammlung des IOC hatte die Doppelvergabe bereits im Juli beschlossen. Am Mittwochabend steht nur noch die Verkündung aus. »Für das IOC wäre es ein großer Fehler, diese Gelegenheit nicht zu nutzen«, sagte IOC-Präsident Thomas Bach zur ersten Doppelvergabe seit 100 Jahren.
Mit dem Schritt machte der Ringeorden aus der Not eine Tugend. Nur noch zwei Kandidaten waren für die Austragung der Sommerspiele 2024 übriggeblieben. Da es sich um zwei wichtige Städte handelte, sollte kein Bewerber verprellt werden. Paris erhielt den Zuschlag für 2024, auch weil es nach 100 Jahren die Olympiarückkehr an die Sei- ne feiern kann, Los Angeles ist vier Jahre später am Zug.
Die kalifornische Metropole erhielt ein ordentliches Trostpflaster, das bis zu zwei Milliarden Euro betragen kann. 1,5 Milliarden Euro überweist das IOC, weitere Zahlungen wurden abgemacht. »Das Angebot war so gut, dass wir es nicht ausschlagen konnten«, sagte Los Angeles’ Bürgermeister Eric Garcetti.
Zuvor waren viele Städte aus dem Rennen um Olympia 2024 ausgestiegen. Boston, Hamburg, Budapest und Rom hatten zurückgezogen, weil es politisch keine Mehrheit mehr gab und der Rückhalt in der Bevölkerung fehlte. Bach hatte bereits angekündigt, dass das Bewerbungsverfahren geändert werden müsse, weil es zu viele Verlierer produziere.
Weiterhin Sorgen bereitet dem IOC die anhaltende Korruptionsaffäre um Carlos Arthur Nuzman, den Organisationschef der Spiele 2016 in Rio. Bach verteidigte in Lima den Kurs des IOC. »Wir haben das getan, was wir tun konnten«, sagte der 63-Jährige und wies Vorwürfe der Passivität zurück. Bach erklärte, dass Rechtsanwälte für die Ethikkommission des IOC Kontakt zu den brasilianischen Behörden aufgenommen hätten, um weitere Informationen in dem Fall zu erhalten. »Sobald Beweise vorliegen, werden wir handeln«, meinte der Tauberbischofsheimer.
Wegen des Verdachts des Stimmenkaufs vor der Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2016 an Rio hatte die brasilianische Bundespolizei Beweismaterial im Haus von Nuzman sowie am Sitz des Comitê Rio 2016 sichergestellt. Nuzman wurde zum Verhör vorgeladen. Berichte, wonach das IOC durch einen früheren brasilianischen Funktionär schon früher Hinweise auf Nuzmans unkorrektes Verhalten erhalten haben soll, wies Bach ebenfalls zurück: »Wenn es irgendwelche Beweise gegeben hätte, hätten wir diese auch verfolgt. Keine Organisation in der Welt ist immun, kein Gesetz ist so perfekt, dass es nicht gebrochen werden kann«, meinte Bach.
Bezüglich der militärischen Provokation Nordkoreas und der wachsenden Angst um die Ausrichtung der Winterspiele 2018 im nur 80 Kilometer entfernten Pyeongchang in Südkorea unterstrich das IOC die Sicherheit der Wettkämpfe. »Es gibt noch nicht einmal einen Hinweis darauf, dass es eine Bedrohung für die Sicherheit der Spiele im Zusammenhang mit den Spannungen zwischen Nordkorea und einigen anderen Ländern gibt«, sagte Bach.