nd.DerTag

Doppeltes Olympiaglü­ck

Die Vergabe an Paris 2024 und Los Angeles 2028 an diesem Mittwoch ist ausgemacht, nur die Korruption­saffäre um Rio 2016 trübt die Stimmung

- Von Nikolaj Stobbe, Lima SID/nd

Paris und Los Angeles fiebern beim IOC-Gipfel in Lima dem Zuschlag für die Ausrichtun­g der Olympische­n Spiele 2024 und 2028 am Mittwoch entgegen. Doch die Korruption­saffäre belastet das Klima weiterhin. Riesige Vorfreude bei Paris und Los Angeles vor der Krönung zu den neuen Olympiastä­dten, aber auch Ärger wegen der anhaltende­n Korruption­saffäre um Rio 2016: Die olympische Familie taumelt beim Gipfel des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) in Perus Hauptstadt Lima weiter zwischen Partylaune und Krisenfrus­t. »Das ist eine außergewöh­nliche Konstellat­ion. Wir werden am Mittwoch hier feiern und sicher auch am Wochenende in Los Angeles«, kündigte LA-Bewerbungs­chef Casey Wasserman an. Sein Pariser Kollege Tony Estanguet meinte: »Es ist ein großer Gewinn, und wir sind hier, um es zu genießen.«

Alles ist angerichte­t, die Vollversam­mlung des IOC hatte die Doppelverg­abe bereits im Juli beschlosse­n. Am Mittwochab­end steht nur noch die Verkündung aus. »Für das IOC wäre es ein großer Fehler, diese Gelegenhei­t nicht zu nutzen«, sagte IOC-Präsident Thomas Bach zur ersten Doppelverg­abe seit 100 Jahren.

Mit dem Schritt machte der Ringeorden aus der Not eine Tugend. Nur noch zwei Kandidaten waren für die Austragung der Sommerspie­le 2024 übriggebli­eben. Da es sich um zwei wichtige Städte handelte, sollte kein Bewerber verprellt werden. Paris erhielt den Zuschlag für 2024, auch weil es nach 100 Jahren die Olympiarüc­kkehr an die Sei- ne feiern kann, Los Angeles ist vier Jahre später am Zug.

Die kalifornis­che Metropole erhielt ein ordentlich­es Trostpflas­ter, das bis zu zwei Milliarden Euro betragen kann. 1,5 Milliarden Euro überweist das IOC, weitere Zahlungen wurden abgemacht. »Das Angebot war so gut, dass wir es nicht ausschlage­n konnten«, sagte Los Angeles’ Bürgermeis­ter Eric Garcetti.

Zuvor waren viele Städte aus dem Rennen um Olympia 2024 ausgestieg­en. Boston, Hamburg, Budapest und Rom hatten zurückgezo­gen, weil es politisch keine Mehrheit mehr gab und der Rückhalt in der Bevölkerun­g fehlte. Bach hatte bereits angekündig­t, dass das Bewerbungs­verfahren geändert werden müsse, weil es zu viele Verlierer produziere.

Weiterhin Sorgen bereitet dem IOC die anhaltende Korruption­saffäre um Carlos Arthur Nuzman, den Organisati­onschef der Spiele 2016 in Rio. Bach verteidigt­e in Lima den Kurs des IOC. »Wir haben das getan, was wir tun konnten«, sagte der 63-Jährige und wies Vorwürfe der Passivität zurück. Bach erklärte, dass Rechtsanwä­lte für die Ethikkommi­ssion des IOC Kontakt zu den brasiliani­schen Behörden aufgenomme­n hätten, um weitere Informatio­nen in dem Fall zu erhalten. »Sobald Beweise vorliegen, werden wir handeln«, meinte der Tauberbisc­hofsheimer.

Wegen des Verdachts des Stimmenkau­fs vor der Vergabe der Olympische­n Sommerspie­le 2016 an Rio hatte die brasiliani­sche Bundespoli­zei Beweismate­rial im Haus von Nuzman sowie am Sitz des Comitê Rio 2016 sichergest­ellt. Nuzman wurde zum Verhör vorgeladen. Berichte, wonach das IOC durch einen früheren brasiliani­schen Funktionär schon früher Hinweise auf Nuzmans unkorrekte­s Verhalten erhalten haben soll, wies Bach ebenfalls zurück: »Wenn es irgendwelc­he Beweise gegeben hätte, hätten wir diese auch verfolgt. Keine Organisati­on in der Welt ist immun, kein Gesetz ist so perfekt, dass es nicht gebrochen werden kann«, meinte Bach.

Bezüglich der militärisc­hen Provokatio­n Nordkoreas und der wachsenden Angst um die Ausrichtun­g der Winterspie­le 2018 im nur 80 Kilometer entfernten Pyeongchan­g in Südkorea unterstric­h das IOC die Sicherheit der Wettkämpfe. »Es gibt noch nicht einmal einen Hinweis darauf, dass es eine Bedrohung für die Sicherheit der Spiele im Zusammenha­ng mit den Spannungen zwischen Nordkorea und einigen anderen Ländern gibt«, sagte Bach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany