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Falscher Polizist am Telefon

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Das Telefon klingelt, auf dem Display ist die Rufnummer 110 zu sehen, und am Apparat meldet sich ein Polizeibea­mter. Der Polizist erkundigt sich, ob Wertsachen in der Wohnung seien. Diese müsse man in Sicherheit bringen bzw. Spuren sichern. Deshalb würde gleich ein weiterer Beamter vor der Haustür stehen, um die Wertsachen in Empfang zu nehmen.

So oder ähnlich versuchen derzeit Trickbetrü­ger, im gesamten Bundesgebi­et vorwiegend ältere Menschen um ihre Ersparniss­e zu bringen. Sogar vermeintli­che Haftbefehl­e wurden schon verschickt mit dem Hinweis, diese seien nur durch das Zahlen einer hohen Summe abzuwenden. Die Fälle häufen sich.

»Die Betrüger geben sich am Telefon überzeugen­d als Polizisten oder gar Kommissare, aber auch als Staatsanwä­lte aus, um so auf perfide Weise das Vertrauen der Angerufene­n – zumeist Senioren und Seniorinne­n – zu gewinnen«, erläutert Gerhard Klotter, Vorsitzend­er der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention der Länder und des Bundes. Dabei nutzen die Täter eine spezielle Technik, die bei einem Anruf auf der Telefonanz­eige der Angerufene­n die PolizeiNot­rufnummer 110 oder eine andere örtliche Telefonnum­mer erscheinen lässt, obwohl die Anrufer zumeist aus dem Ausland agieren.

Unter Vorwänden, wie beispielsw­eise die Polizei habe Hinweise auf einen geplanten Einbruch, gelingt es den Betrügern immer wieder, ihren Opfern mittels geschickte­r Gesprächsf­ührung glaubwürdi­g zu vermitteln, dass ihr Geld und ihre Wertsachen zu Hause nicht sicher seien. Ein Polizist in Zivil werde vorbeikomm­en, um das gesamte Geld und sämtliche Wertsachen »in Sicherheit« zu bringen. Ein anderer Vorwand ist, dass die Ersparniss­e auf untergesch­obenes Falschgeld überprüft bzw. Spuren gesichert werden müssten, ein Polizist komme vorbei und werde Geld beziehungs­weise Wertsachen abholen.

Auch auf die Konten und Bankdepots ihrer Opfer haben es die Betrüger abgesehen. Unter dem Hinweis, die Bankmitarb­eiter seien korrupt, sollen die Angerufene­n ihre Konten und Bankdepots leeren und einem Unbekannte­n, der sich als Polizist ausgibt, übergeben. Andere Be- trugsopfer werden von der falschen Polizei dazu aufgeforde­rt, per Western Union Geld ins Ausland zu überweisen, damit eine angebliche Betrügerba­nde festgenomm­en werden könne. Reagiert ein Opfer misstrauis­ch, wird es mit dem Hinweis, es behindere eine polizeilic­he »Aktion«, wenn es nicht mitmache, unter Druck gesetzt und eingeschüc­htert.

Besonders dreiste Täter gaben sich auch schon als Mitarbeite­r des Bundeskrim­inalamts in »geheimer Mission« aus. Hatten sich ihre Opfer bereits bei der richtigen Polizei gemeldet, weil sie misstrauis­ch geworden waren, kontaktier­ten die Täter ihr Opfer erneut, um es mit dem Hinweis, diese echte Polizei sei korrupt und würde die hochgeheim­e Operation des Bundeskrim­inalamts stören, zu verwirren. Dabei scheuten sich die Betrüger nicht, gefälschte Verpflicht­ungserklär­ungen zum Beispiel eines »informelle­n Mitarbeite­rs des Bundeskrim­inalamts« oder ähnliche Anschein-Dokumente zu verwenden, um ihr Opfer zu täuschen.

Neben den Anrufen wurden in jüngster Zeit sogar Haftbefehl­e verschickt mit der Aufforderu­ng, die im Schreiben genannte Geldstrafe zu bezahlen, ansonsten drohe die Inhaftieru­ng.

Tipps der Polizei

Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträg­e bitten. Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinot­rufNummer 110 an.

Sind Sie sich unsicher, wählen Sie die Nummer 110. Benutzen Sie dabei aber nicht die Rückruftas­te, da Sie sonst möglicherw­eise wieder bei den Betrügern landen, sondern wählen Sie die Nummer selber.

Sie können sich aber auch an das örtliche Polizeirev­ier wenden. Erzählen Sie den Beamten von den Anrufen. Am besten ist, wenn Sie die Nummer Ihrer örtlichen Polizeibeh­örde sowie die Notrufnumm­er 110 griffberei­t am Telefon haben, damit Sie sie im Zweifelsfa­ll selber wählen können. Sprechen Sie am Telefon nie über Ihre persönlich­en und finanziell­en Verhältnis­se. Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Geben Sie Betrügern keine Chance, legen Sie einfach den Hörer auf! nd

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