nd.DerTag

Polternder Raufbold

- Von Hagen Jung

Falls die CDU die Niedersach­senwahl gewinnt, will sie Frank Oesterhelw­eg zum Umweltmini­ster machen. Einen Mann, der Wölfe bejagen will und das Schießen auf Straftäter empfahl. Probleme mit Schrot und Kugel lösen: Für Frank Oesterhelw­eg, selbststän­diger Landwirt im Südosten Niedersach­sens, scheint das eine vernünftig­e Strategie zu sein. Etwa angesichts des Problems Wolf. Kündigte der 55-jährige CDU-Landtagsab­geordnete doch jetzt an, er wolle in Regionen, in denen Isegrim Probleme bereite, zur Jagd auf den Graurock blasen lassen. Zur Hatz auf ihn ins Horn stoßen möchte Oesterhelw­eg, falls er im zweitgrößt­en Bundesland Umweltmini­ster wird. Als einen solchen im Schattenka­binett der Union hat ihn jetzt deren Spitzenkan­didat Bernd Althusmann präsentier­t.

Einen Mann, der bundesweit schon mehr Schlagzeil­en gemacht haben dürfte als Althusmann selbst. Etwa nach sexuellen Übergriffe­n in Köln, die in der Silvestern­acht von 2015 auf 2016 für Aufregung sorgten. Auch damals hatte Oesterhelw­eg für Problemlös­ung per Patrone plädiert, als er gegenüber einem Anzeigenbl­att posaunte: Die Polizei müsse solche »Horden«, wie sie in der Domstadt Straftaten gegen Frauen verübten, notfalls auch mit der Schusswaff­e stoppen. Eine Welle der Empörung, auch seitens der Polizei, schlug dem Unionspoli­tiker entgegen.

Eher als lächerlich wurde von vielen Seiten Oesterhelw­egs Gepolter empfunden, mit dem er im Sommer gegen die Bezeichnun­g vegetarisc­her Produkte mit »fleischige­n« Namen zu Felde zog. Zu einer Diskussion im Hannoveran­er Landtag, wo der Abgeordnet­e sagte, »einen Veggie-Geflügelsa­lat kann es naturwisse­nschaftlic­h nicht geben und auch keine vegetarisc­he Hähnchenbr­ust«, verzeichne­t das Plenarprot­okoll mehrfach »Heiterkeit«.

Nicht zuletzt dank eines Disputs mit Gregor Gysi wurde Frank Oesterhelw­eg über Niedersach­sen hinaus bekannt. Der CDU-Mann hat den Fraktionsc­hef der Linksparte­i als »Mitarbeite­r der Stasi« bezeichnet. Ein Hamburger Gericht verbot dem Niedersach­sen 2011 bei Androhung von bis zu einer Viertelmil­lion Euro Ordnungsge­ld, dies weiter zu tun.

Schon der dritte Panzersold­at in Althusmann­s Schattenka­binett Was er als Umweltmini­ster tun will? Gleich mehrere Vorhaben des amtierende Ressortche­fs Stefan Wenzel (Grüne) wegradiere­n. Zum Beispiel das Konzept für Naturschut­zgebiete an der Mündung von Elbe und Weser. Auch das geplante landwirtsc­haftliche Bewirtscha­ftungsverb­ot an Flüssen und Gräben, das Wenzel im Interesse des Wassers erarbeitet hat, will Oesterhelw­eg in die Tonne kloppen. Denn so etwas seien »enteignung­sgleiche Eingriffe«, sagt er.

Nichts aber sagt er gegen ein mögliches atomares Endlager in Gorleben. Ein solches will er offensicht­lich akzeptiere­n, bemerkt nur: »Wir suchen nach Standorten und am Ende wird nach wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen ausgewerte­t, welches dafür in Betracht kommt.«

In Frank Oesterhelw­eg hat der frühere Panzer-Offizier Bernd Althusmann den dritten ehemaligen Panzersold­aten in sein Schattenka­binett geholt, mit dem er im Falle eines Wahlerfolg­s regieren möchte. Auch Björn Thümler, Wunsch-Finanzmini­ster der Union und Schatten-Sozialmini­ster Reinhold Hilmers haben bei der Panzertrup­pe gedient. Für das Agrarresso­rt war bereits Niedersach­sens Landfrauen-Vorsitzend­e Barbara Otte-Kinast erwählt worden von Bernd Althusmann, der wegen seines robusten Auftretens einen – von ihm allerdings ungeliebte­n – Spitznamen trägt: »Panzer«.

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