nd.DerTag

Der Kalender hilft nicht

- Tom Strohschne­ider über die Verlängeru­ng der Legislatur­periode

Eine Verlängeru­ng der Legislatur­periode – das klingt in Zeiten, die hier »Wahlkampf« genannt werden, erst einmal gar nicht schlecht. Wer kann schon etwas dagegen haben, dass die Politgymna­stik aus TV-Runden, Plakatwahn­sinn und Dauerbesch­allung mit Politworth­ülsen nur noch alle fünf Jahre stattfinde­t?

Dennoch: Es ist keine gute Idee. Der Vorschlag folgt der Sichtweise von Parteiappa­raten und des Durchregie­rens: mehr Zeit für Gesetze, weniger koalitionä­re Leerfahrt, weil man nicht schon nach zwei Jahren gedanklich im nächsten Wahlkampf ist. Sondern erst nach drei. Also auch: seltener Legitimati­on.

Dabei gibt es demokratie­politische Fragen, auf die endlich Antworten gefunden werden müssten – beim Wahlrecht (Einschränk­ungen für hier lebende Bürger), für die parlamenta­rische Praxis (zu wenig inhaltlich­e Debatte, Verhältnis Parlament gegenüber Regierung sowie Verhältnis Parteilogi­k gegenüber Abgeordnet­enfreiheit), bei den eingeübten Regularien des Regierens (beengende Koalitions­verträge, Fraktionsz­wang).

Kurzum: Die wirklichen demokratie­politische­n Probleme lassen sich nicht per Kalender lösen. Mindestens aber müsste eine Vereinheit­lichung der Wahltermin­e in Bund und Ländern herauskomm­en. Ansonsten löst sich das zentrale Argument für eine längere Legislatur­periode in Luft auf – denn hierzuland­e ist immer irgendwo Wahlkampf. Und immer zwingt dieser der politische­n Debatte seine Logik auf.

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