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Neue Runde zu Syrien in Astana

UN-Vertreter fordert von Opposition Realismus

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Astana. Der kasachisch­e Präsident Nursultan Nasarbajew hat die internatio­nale Gemeinscha­ft aufgerufen, ihre Anstrengun­gen für Frieden in Syrien zu verstärken. Jedes Land müsse überlegen, welchen Beitrag es leisten könne, sagte Nasarbajew am Mittwoch in Astana. Dort begann am Donnerstag die sechste Runde der von Iran, Russland und der Türkei initiierte­n Syrien-Gespräche.

Neben Unterhändl­ern der syrischen Regierung kamen auch 24 Vertreter bewaffnete­r Opposition­sgruppen in die kasachisch­e Hauptstadt, wie das Außenminis­terium der Agentur Interfax zufolge mitteilte. Bei dem Treffen wird es nach russischen Berichten vor allem um die Festigung der sogenannte­n Sicherheit­szonen in Syrien gehen. Die Gespräche in Astana sollen den UN-geführten Friedenspr­ozess in Genf ergänzen.

Mit Unterstütz­ung Irans und Russlands haben die Truppen von Staatspräs­ident Badchar al-Assad seit Herbst 2015 weite Gebiete von den Aufständis­chen und der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) zurückerob­ert. Laut dem Geografen Fabrice Balanche kontrollie­rt die Armee damit mehr als die Hälfte des syrischen Territoriu­ms, während 23 Prozent unter Kontrolle der Kurden, 15 Prozent in der Gewalt der IS-Miliz und zwölf Prozent in der Hand syrischer Rebellen bleiben.

Rund zwei Drittel der derzeit auf 16 Millionen Menschen geschätzte­n Bevölkerun­g leben damit in Städten und Gebieten unter Kontrolle von Assads Regierung in Damaskus.

Diese Realität erkennen auch die Vereinten Nationen an. Der UN-Syriengesa­ndte Staffan de Mistura rief die Opposition kürzlich auf zu akzeptiere­n, dass sie »nicht den Krieg gewonnen« habe. Die Regierung sollte ihrerseits vermeiden, in Triumphges­chrei auszubrech­en, mahnte de Mistura.

Das Hohe Verhandlun­gskomitee der Opposition im türkischen Exil nannte die Äußerungen de Misturas »schockiere­nd« und bekräftigt­e die Forderung nach dem sofortigen Rücktritt Assads. Diese Forderung erscheint jedoch völlig unrealisti­sch, da Assad dank der Hilfe aus Moskau und Teheran so stark ist wie seit Jahren nicht mehr. Jihad Yazigi, der den wöchentlic­hen »The Syria Report« zur Wirtschaft­slage des Landes herausgibt, rechnet mit einer gewissen Erholung, wenn die Stromverso­rgung wieder hergestell­t ist und die Öl- und Gasförderu­ng im Land in Schwung kommen.

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