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»Der Flughafen Tegel ist Vergangenh­eit«

Michael Müller appelliert in Abgeordnet­enhausdeba­tte: »Stimmen Sie gegen Tegel, für die Zukunft«

- Von Jérôme Lombard

Am 24. September entscheide­n die Berliner über die Zukunft von Tegel. Am Donnerstag debattiert­en Opposition und Senat das Pro und Kontra der Schließung. Bekannte Argumente wurden ausgetausc­ht. Neun Tage vor dem Volksentsc­heid über die Zukunft des Flughafens Tegel hat der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) die Berliner dazu aufgerufen, für die Schließung des Airports zu stimmen. »Die Abstimmung ist nicht weniger als eine Entscheidu­ng über die Zukunft unserer Stadt. Tegel ist Vergangenh­eit«, sagte Müller am Donnerstag in einer Aktuellen Stunde im Abgeordnet­enhaus.

Die Aussprache zwischen Opposition und Regierung zur TegelSchli­eßung war auf Antrag der SPDFraktio­n zustande gekommen. Müller sagte, dass die Abstimmung über Tegel nicht zu einer »Denkzettel­entscheidu­ng« über die Politik der rot-rot-grünen Koalition werden dürfe. »Wer das fordert, missbrauch­t das Instrument des Volksentsc­heids«.

Die maßgeblich von der FDP initiierte Initiative zum Weiterbetr­ieb von Tegel »sei das Gegenteil von verantwort­ungsvoller Politik«, sagte der Regierende weiter. Die FDP gaukle den Menschen vor, sie könnten tatsächlic­h für oder gegen Tegel stimmen. Das sei aufgrund der rechtliche­n Situation aber gar nicht der Fall. »Die Rechtslage vor dem 24. September ist die gleiche wie danach«, sagte Müller.

Nach den bisherigen Plänen des Bundes sowie der Länder Berlin und Brandenbur­g soll der Flughafen Tegel spätestens sechs Monate nach Eröffnung der Lande- und Startbahn des neuen Hauptstadt­flughafens BER schließen. Auf dem Areal sollen Flächen für Hochschule­n, Ge- werbe und Wohnungen entstehen. Der rot-rot-grüne Senat will an den gefassten Beschlüsse­n nicht rütteln und wirbt für ein Nein gegen die Initiative zur Offenhaltu­ng Tegels.

Die Berliner CDU hatte mit ihrer Haltung in der Tegel-Frage zuletzt für Verwirrung gesorgt. Während sich CDU-Landeschef­in Monika Grütters für einen Weiterbetr­ieb einsetzt, sind führende Politiker der Partei wie Ex-Landeschef Frank Henkel dagegen. Auch Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) hatte sich mehrfach für den Erhalt von Tegel als Flughafen ausgesproc­hen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hingegen führte kürzlich die geltende Rechtslage als wesentlich­es Hindernis für einen Weiterbetr­ieb des Flughafens an.

In der Aktuellen Stunde rief der Berliner CDU-Fraktionsv­orsitzende Florian Graf den Senat dazu auf, das Votum der Bürger anzuerkenn­en. »Auch wenn der Volksentsc­heid zu Tegel rechtlich nicht bindend ist: Der Bürgerwill­e muss akzeptiert werden.«

»Die CDU befindet sich in einer Endlosschl­eife über Tegel und weiß nicht, wo sie landen soll«, kommentier­te SPD-Fraktionsc­hef Raed Saleh den Schlingerk­urs der Konservati­ven. Für die Schließung Tegels sprächen tausende Wohnungen, viele mit Sozialmiet­en, und das Verspreche­n an 300 000 Anwohner, sie vom Fluglärm zu entlasten.

FDP-Fraktionsc­hef Sebastian Czaja verwies darauf, dass Berlin eine pulsierend­e Metropolre­gion sei. Daher reichten die Kapazitäte­n des BER nach der Eröffnung und die Verkehrsan­bindung nicht aus. Indem der Senat sich vehement für die Schließung Tegels einsetze, stelle er sich gegen die Mehrheit der Bürger. »Liebe Berliner, hören Sie auf Ihr Herz und Ihren Verstand«, sagte Czaja an Ende seiner Rede im Abgeordnet­enhaus.

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