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Der öffentlich­e Dienst stockt kräftig auf

- Von Wilfried Neiße

Obwohl sich die Schulabgän­gerzahl im Land seit 2007 halbiert hat und Bereiche wie die Pflege dringend Arbeitskrä­fte suchen, tritt der öffentlich­e Dienst kaum kürzer, legt bei der Polizei nach. Dass beim öffentlich­en Dienst zu Lasten anderer gesellscha­ftlicher Bereiche noch großzügig aufgestock­t wird, wurde am Donnerstag im Finanzauss­chuss des Landtags deutlich. Zum 1. September gab es 7930 besetzte Stellen im Polizeiapp­arat, rechnete Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) vor. Vom Oktober an soll es weiter aufwärts gehen – bis 8250 Stellen Ende 2018. Und sollte, so Schöter, der Flughafen BER irgendwann einmal in Betrieb gehen, müsse auch er bewacht werden, dann würden es 8292 Stellen sein. Die 90 Stellen beim Verfassung­sschutz seien demnächst besetzt, auch müsse man über eine Personalau­fstockung nachdenken.

Schröter dankte den Abgeordnet­en dafür, dass es gelungen sei, die Stellung der Polizeibea­mten attraktive­r zu gestalten. Dafür, dass sie gehaltsmäß­ig besser eingestuft werden und der Beförderun­gsstau zumindest partiell aufgelöst wurde. Jetzt sei zu überlegen, ob man auch langfristi­g zwischen mittlerem und höherem Dienst trennen sollte. Man benötige aufgrund der »wachsenden Bedrohung von rechts, links und durch den Islam« mehr Polizei.

Abgesicher­t wird der Personalzu­wachs durch die Erhöhung der Zahl der Polizeianw­ärter an der Landespoli­zeischule in Oranienbur­g. 2015 wurden 300 Anwärter eingestell­t, im Folgejahr 350 und im laufenden Jahr 402. Davon

»Man wird in Brandenbur­g nicht mit ›links und 40 Fieber‹ Polizist.« Karl-Heinz Schröter, Innenminis­ter

verspreche er sich eine »massive Verjüngung der Polizei«, so der Minister. Erforderli­ch sei die Einstellun­g weiterer Dozenten. Hinzu kämen 45 Einstellun­gsverfahre­n von Spezialist­en im Landeskrim­inalamt etwa auf den Gebieten Forensik, Chemie und Biologie. Da es in Oranienbur­g deshalb ein Wohnungspr­oblem gebe, warb er für den Bau eines Internats.

Mit der hohen Zahl an Anwärtern wird auch die hohe Abbrecherq­uote an der Polizeisch­ule von zehn bis 20 Prozent kompensier­t. Man werde in Brandenbur­g nicht Polizist »mit links und 40 Fieber«, so der Minister. Polizisten ersten und zweiten Ranges lehne er ebenso ab wie »Hilfssheri­ffs mit beschränkt­er Haftung«. Viele Anwärter würden nach dem ersten Ausbildung­sjahr aufstecken, weil sie überforder­t sind oder inzwischen die Zusage für einen Studienpla­tz ihrer ersten Wahl zugesproch­en bekommen haben.

Weiter hoch ist der Krankensta­nd bei der Polizei, seit 2014 sei er nur geringfügi­g von 35,7 Tagen pro Jahr auf 35,5 Tagen gesunken. Der Minister führte das unter anderem auf die besonders hohe Beanspruch­ung der Beamten und die vielen Langzeitkr­anken zurück. Immerhin fühlen sich 129 Beamte in der Lage, auch nach Erreichung des gesetzlich­en Pensionier­ungsalters von etwas über 60 Jahren weiterzuar­beiten, sie haben eine »Verlängeru­ng der Lebensarbe­itszeit« beantragt.

Rund 50 Polizisten wollen derzeit von Berlin nach Brandenbur­g wechseln, selbst aus Bayern gibt es mehr Umzugsbege­hren nach Brandenbur­g als umgekehrt. Laut Schröter schränkten aber Absprachen der Länder untereinan­der das »Vagabundie­ren« von Polizeibea­mten zwischen den Bundesländ­ern stark ein.

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