nd.DerTag

»Prepper«-Szene im Visier

Landesregi­erung in Mecklenbur­g-Vorpommern ist nach einer Razzia besorgt

-

Die »Prepper«-Szene in Mecklenbur­g-Vorpommern soll landesweit von einer Kommission untersucht werden. Das kündigte Innenstaat­ssekretär Thomas Lenz am Donnerstag an.

Schwerin. Die »Prepper«-Szene, der zwei mutmaßlich­e Rechtsterr­oristen in Mecklenbur­g-Vorpommern zugerechne­t werden, soll landesweit unter die Lupe genommen werden. Dazu hat Innenminis­ter Lorenz Caffier (CDU) die Einsetzung einer Kommission verfügt, wie sein Staatssekr­etär Thomas Lenz am Donnerstag im Innenaussc­huss des Landtags sagte.

Bisher sei über die »Prepper« (abgeleitet aus dem Englischen prepare – vorbereite­n) nicht viel mehr bekannt, als dass das Spektrum sehr weit reiche, hieß es aus dem Innenminis­terium: von Personen, die sich mit Vorräten auf Unwetter vorbereite­n, bis hin zu Menschen, die den Untergang der Zivilisati­on befürchten und sich gegebenenf­alls mit Waffen vor vermeintli­chen Gegnern schützen wollen.

Die Kommission soll vom Inspekteur der Landespoli­zei, Wilfried Kapischke, geleitet werden und ein detaillier­tes Bild zu dem ursprüngli­ch aus den USA stammenden Phänomen der »Prepper« erstellen.

Anlass ist die Anti-Terror-Razzia Ende August im Nordosten. Sicherheit­skräfte hatten Wohnungen und Büros von sechs »Preppern« in Mecklenbur­g-Vorpommern durchsucht. Sie hatten sich im Internet über einen möglichen Zusammenbr­uch der staatliche­n Ordnung ausgetausc­ht und Vorkehrung­en getroffen. Zwei von ihnen wird die Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Gewalttat vorgeworfe­n. Sie sollen Personen aus dem linken politische­n Spektrum aufgeliste­t haben, die sie im Krisenfall umbringen würden. Die Razzia brachte den bisherigen Angaben zufolge

aber keine Erkenntnis­se über eine unmittelba­re Gefahr.

Die SPD hat sich schon ein Bild von der Szene gemacht. Bei den »Preppern« handele es sich offenbar nicht allein um besorgte Bürger, sagte die innenpolit­ische Sprecherin der SPD-Landtagsfr­aktion, Martina Tegtmeier. »Vielmehr müssen wir annehmen, dass es ein rechtes Netzwerk von Menschen gibt, die Waf- fen und Munition horten, sich auf Schießplät­zen treffen, über Chats im Internet austausche­n und personenbe­zogene Daten sammeln.« Es müsse auch geprüft werden, welchen politische­n Organisati­onen oder Parteien diese Menschen nahestehen oder ihnen sogar angehören. »Ich fürchte, wir haben seit den Durchsuchu­ngen Ende August noch nicht mal die Spitze des Eisbergs gesehen«, sagte Tegtmeier.

Die Linksparte­i erneuerte ihre Forderung nach Einsichtna­hme in die Akten, die bei der Razzia beschlagna­hmt worden waren. Vor allem stehe die Frage im Raum, ob ein neues rechtsextr­emes Netzwerk entstehe, sagte der innenpolit­ische Sprecher Peter Ritter. Untersucht werden müsse auch, welche Personen oder Institutio­nen aus MV möglicherw­eise im Visier stünden.

Thema im Innenaussc­huss war außerdem der Anti-Terror-Einsatz von Güstrow im Juli. Noch immer seien Fragen offen, sagte Ritter. Innenbehör­de und zuständige Gerichte im Land bewerteten das Geschehen nach wie vor unterschie­dlich. Ritter kündigte dazu eine Kleine Anfrage an die Landesregi­erung an. Bei der Razzia in Güstrow waren drei mutmaßlich­e Islamisten zunächst festgesetz­t worden, mussten auf Betreiben von Gerichten jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Zwei Männer wurden später nach Bosnien abgeschobe­n.

»Ich fürchte, wir haben seit den Durchsuchu­ngen Ende August noch nicht mal die Spitze des Eisbergs gesehen.« Martina Tegtmeier, SPD, innenpolit­ische Sprecherin

Newspapers in German

Newspapers from Germany