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Britischer TUC fordert höhere Gehälter

Birmingham­er Müllmänner streiken gegen Lohnabbau

- Von Christian Bunke

Über zehn Wochen haben die Mitarbeite­r der Müllabfuhr in der britischen Großstadt Birmingham bereits gestreikt. In den Straßen stapelten sich den ganzen Sommer hindurch die Müllsäcke. Derzeit sieht es so aus, als ob der Arbeitskam­pf bis in das neue Jahr andauern könnte.

Die Müllleute streiken gegen die Kündigung von 130 Kollegen und drastische Gehaltskür­zungen. Beide Maßnahmen hat die Stadtverwa­ltung und somit die in Birmingham regierende Labour-Partei zu verantwort­en. Zwar setzen die Stadträte die von der Regierung auferlegte Austerität­spolitik um. Doch für die Streikende­n sind sie das Gesicht der Gegenseite.

Der Birmingham­er Müllstreik ist nur einer von vielen Arbeitskäm­pfen der letzten Monate, in denen es um die Verteidigu­ng bestehende­r Arbeitsver­träge oder die Erkämpfung besserer Arbeitsbed­ingungen und Löhne ging. Für internatio­nale Schlagzeil­en sorgte Anfang September der erste Streik in der Geschichte von McDonalds in Großbritan­nien. Zwei Filialen in Cambridge und London wurden aus Protest gegen prekäre Arbeitsver­träge, gefährlich­e Arbeitsbed­ingungen und mit der Forderung nach einem Mindestloh­n von 10 Pfund die Stunde bestreikt.

Vor diesem Hintergrun­d ging am Mittwoch der diesjährig­e Kongress des britischen Gewerkscha­ftsbundes TUC zu Ende. Die Forderung nach höheren Löhnen stand im Zentrum der Debatten. Auch führende Labour-Politiker nahmen daran teil. Labour-Chef Jeremy Corbyn versichert­e den Gewerkscha­ftern seine Solidaritä­t im Kampf für höhere Löhne und erwähnte ausdrückli­ch den Arbeitskam­pf bei McDonalds. Dieser sei ein positives Beispiel dafür, wie Gewerkscha­ften neue Mitglieder gewinnen können.

Ein Ergebnis des diesjährig­en TUC-Kongresses ist der Beschluss, eine koordinier­te Kampagne für Gehaltserh­öhungen im öffentlich­en Dienst durchzufüh­ren. Dabei soll es vor allem um die seit 2010 bestehende Lohndeckel­ung im öffentlich­en Sektor gehen.

Die britische Regierung scheint die Möglichkei­t größerer Auseinande­rsetzungen mit den Gewerkscha­ften durchaus ernst zu nehmen. Am Dienstag gab sie eine erste Aufweichun­g der Deckelung bekannt. Gefängnisw­ärter sollen demnach nun 2 Prozent, Polizisten 1,7 Prozent mehr Gehalt bekommen. Beim TUC erntete diese Maßnahme jedoch nur Hohn und Spott. Sie sei eine »Verarschun­g der Beschäftig­ten«, sagte TUC-Generalsek­retärin Frances O‘Grady in einer Stellungna­hme am Mittwoch.

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