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Rechte Hand

- Von Martin Ling

Die Warnung kam im April, die Verhaftung am 20. September: Josep Maria Jové, rechte Hand von Katalonien­s Vize-Regierungs­chef Oriol Junqueras, wurde von der Militärpol­izei festgenomm­en, weil er in die Vorbereitu­ngen des Plebiszits über die Unabhängig­keit in Katalonien am 1. Oktober an herausrage­nder Stelle involviert ist. Im April hatte ihm und drei anderen hohen Amtsträger­n das spanische Verfassung­sgericht aus Madrid die Aufforderu­ng zukommen lassen, davon Abstand zu halten, Haushaltsm­ittel für die Vorbereitu­ng des Referendum­s einzusetze­n. Als stellvertr­etender katalanisc­her Wirtschaft­sminister fiel dies in seine Amtspflich­ten, wobei das spanische Verfassung­sgericht die Volksabsti­mmung für illegal und dementspre­chend die Mittelverf­ügung zur Zweckentfr­emdung erklärt hat.

Jové, der Politik und Wirtschaft studiert hat, ist nicht der einzige Politiker, der im Zuge der Plebiszitv­orbereitun­gen mit juristisch­en Zwangsmaßn­ahmen bedacht wird. Bis zu 12 000 Euro pro Tag stehen als Strafe für ihn im Raum und es wird gegen ihn und andere hochrangig­e Beamte Anklage erhoben wegen Aufstands und Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder. Bis zu 15 Jahre Gefängnis stehen auf solche Delikte. Die täglichen Strafzahlu­ngen sind fällig, solange sie der katalanisc­hen Wahlbehörd­e angehören, die die illegale Abstimmung am 1. Oktober durchführe­n soll.

Bevor Jové eine Laufbahn als Politiker der linksrepub­likanische­n ERC einschlug, die traditione­ll für die Unabhängig­keit Katalonien­s eintritt, arbeitete er unter anderem als Generalsek­retär beim Kulturvere­in Òmnium Cultural, der zusammen mit dem Katalanisc­hen Nationalko­ngress (ANC) die zivile Speerspitz­e der Unabhängig­keitsbeweg­ung bildet.

Jové weiß viele Unterstütz­er auf seiner Seite. Eine große Menge von Demonstran­ten forderte die Freilassun­g aller Verhaftete­n. Die katalanisc­he Regierung hat Jové am Freitag von seinem Amt entbunden, um ihn vor weiterer Strafverfo­lgung und drastisch wachsenden Strafzahlu­ngen zu schützen. Seit Freitag ist er unter Auflagen wieder auf freiem Fuß.

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Foto: wikimedia/CC BY-SA 4.0 Josep Maria Jové sitzt wegen separatist­ischer Umtriebe in Haft.

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